Kim Jong Il trifft Kremlchef Medwedjew

NORDKOREA Machthaber Kim Jong Il könnte mit der Reise nach Russland versuchen, unabhängiger vom einflussreichen China zu werden. Pjöngjang macht Druck auf Seoul wegen Tourismusanlage

MOSKAU/SEOUL dpa | Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il will an diesem Dienstag und damit am vierten Tag seines Russland-Besuchs mit Kremlchef Dmitri Medwedjew über einen Ausbau der Kooperation verhandeln. Russland wolle eine politisch heikle Gaspipeline über das Territorium seines kommunistischen Nachbarn Nordkorea nach Südkorea durchsetzen, berichtete die Moskauer Zeitung Kommersant am Montag. Das verarmte Nordkorea könne daran Gebühren von 100 Millionen US-Dollar im Jahr verdienen.

Kim besucht erstmals seit 2002 wieder Russland. Nordkoreas Diktator hatte am Samstag mit seinem gepanzerten Zug die russische Grenze überquert. Medwedjew und Kim sollen sich in der sibirischen Stadt Ulan-Ude 4.400 Kilometer östlich von Moskau treffen. Der Kremlchef hatte sich erst jüngst für eine verstärkte Zusammenarbeit mit Nordkorea auf dem Energiesektor ausgesprochen. Moskau hatte Pjöngjang zudem 50.000 Tonnen Getreidehilfe zugesagt.

Nordkorea kämpft mit Hochwasser, das in dem verarmten Land die Lebensmittelknappheit verstärkt. Zudem machen dem Regime internationale Sanktionen gegen sein Atomprogramm zu schaffen. Medwedjew will bei Kim für eine Wiederaufnahme der Atomverhandlungen werben. Traditionell hegt Nordkorea engere Beziehungen zu China als zu Russland. Laut Experten will Pjöngjang seine Beziehungen zu Moskau stärken, um unabhängiger von Peking zu werden.

Am Montag forderte Pjöngjang alle südkoreanischen Mitarbeiter einer zum Hyundai-Konzern gehörenden Tourismusanlage in den Kumgang-Bergen auf, das Land innerhalb von 72 Stunden zu verlassen. Die Anlage ist geschlossen, seit dort 2008 ein nordkoreanischer Soldat eine südkoreanische Urlauberin erschoss. Seoul fordert eine Untersuchung. Pjöngjang droht jetzt, das Gelände zu verkaufen.