Permafrost verschwindet

ERDERWÄRMUNG In Sibirien wird es wärmer. Das bedroht Infrastruktur und verstärkt Klimawandel

MOSKAU afp | Das russische Permafrostgebiet droht sich nach Behördeneinschätzung drastisch zu verkleinern, was schwerwiegende Folgen für das Klima sowie für die Infrastruktur der Region haben dürfte. In den kommenden 25 bis 30 Jahren könnte das Permafrostgebiet um 10 bis 18 Prozent schrumpfen, sagte der Chef des Zentrums zur Bekämpfung von Naturkatastrophen im russischen Katastrophenschutzministerium, Wladislaw Bolow, der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Bis 2050 sei ein Rückgang von 15 bis 30 Prozent möglich. Die Grenze des Permafrostgebietes werde sich dann um 150 bis 200 Kilometer in den Nordosten verschieben.

Die Temperaturen im westlichen Sibirien seien in den vergangenen Jahren um 1,5 bis 2 Grad auf –4 bis –3 Grad gestiegen. Wenn die Böden in diesem Gebiet nicht mehr dauerhaft gefroren seien, könnten Eisenbahnschienen und Straßen sowie Gas- und Ölpipelines beschädigt oder zerstört werden. Derzeit macht die Permafrostzone 63 Prozent des russischen Territoriums aus; mehr als 80 Prozent der Erdölreserven und rund 70 Prozent der Gasvorkommen liegen in diesem Gebiet. Eine weitere Folge der Eisschmelze im Permafrostgebiet wäre die Freisetzung von bislang als Biomasse im gefrorenen Boden gebundenen CO2 und – bei Versumpfung der aufgetauten Flächen – auch von Methan, was die Erderwärmung noch schneller vorantreiben würde.