Urlaubsschiff rettet Flüchtlinge

ASYL Syrer weigerten sich in Zypern zunächst, von Bord zu gehen

BERLIN taz | Nach der Rettung von fast 350 Flüchtlingen aus einem Boot im östlichen Mittelmeer hat die zypriotische Polizei die Menschen zum Verlassen eines Kreuzfahrtschiffs gezwungen. Die „Salamis Filoxenia“ hatte die größtenteils syrischen Flüchtlinge, darunter viele Kleinkinder, westlich von Zypern bei hohem Seegang an Bord genommen; die Schlepper hatten das Flüchtlingsboot zuvor seinem Schicksal überlassen. Nach der Ankunft im zyprischen Hafen Limassol weigerte sich ein Großteil der Flüchtlinge, von Bord zu gehen, und verlangte, nach Italien gebracht zu werden. Eine geplante Kreuzfahrt für russische Touristen nach Haifa musste abgesagt werden. „Wir haben alles getan, um sie zu retten, und jetzt wollen sie unser Unternehmen ruinieren“, klagte Kikis Vassiliou von der Reederei Salamis Cruise. Nach ergebnislosen Verhandlungen während der Nacht ließen die Behörden am Freitagmorgen das Licht auf dem Kreuzfahrer abschalten und brachten die Menschen von Bord. „Wir haben Druck, aber keine Gewalt angewendet“, sagte Zyperns Innenminister Ionas Nikolaou. Die Flüchtlinge kamen in ein Lager westlich der Hauptstadt Nikosia.

Zypern liegt nur rund 100 Kilometer westlich von Syrien. Jährlich erreichen rund 10.000 Flüchtlinge die Insel. Die Zahl der Einwohner pro Flüchtling lag im ersten Quartal 2014 nach EU-Angaben bei 445 und damit ähnlich hoch wie in Deutschland. Amnesty International beschuldigt die zyprischen Behörden, die Asylsuchenden würden längere Zeit in gefängnisähnlichen Lagern verbringen. Das größte Aufnahmezentrum bei Menoyia sei „nur dem Namen nach kein Gefängnis“, heißt es in einem AI-Report vom März 2014. KLH