Gute Noten für Ethik

Erste Zwischenbilanz der GEW zum neuen Ethikunterricht fällt insgesamt gut aus. Noch zu wenig Lehrer geschult

„Das Beste am Ethikunterricht ist, dass es gute Noten nicht für Antworten, sondern für Fragen gibt.“ Diese Aussage eines Schülers der Carl-Zeiss-Schule in Tempelhof hätte im neuen Ethikunterricht nach Einschätzung seiner Lehrer eine glatte Eins verdient. Denn auf viele Fragen zu Themen wie Glück, Identität, Religion, Tod oder Leben, die im Unterricht behandelt werden, gibt es keine klaren Antworten.

Wie im Unterricht blieben auch bei der ersten Zwischenbilanz zum Fach Ethik der Bildungsgewerkschaft GEW am Mittwochabend viele Fragen offen. Insgesamt stieß der anfangs heftig umstrittene Unterricht bei Lehrern, Schülern und Eltern aber auf eine positive Resonanz. Das Fach werde gut angenommen, so der Eindruck vieler Pädagogen.

Drei große Probleme kristallisierten sich bei der Veranstaltung heraus: Die Klassen mit Ethikunterricht, seit Beginn dieses Schuljahres Pflichtfach, sind mit oft weit mehr als 30 Schülern viel zu groß. Es sind noch nicht ausreichend gut ausgebildete Pädagogen im Einsatz. Und an der Sprachbarriere scheitern die besten Absichten.

Lehrerin Gabriele Lützenkirchen von der Lina-Morgenstern-Oberschule in Kreuzberg sagte: „Mit Daten und Fakten ist es in diesem Unterricht nicht getan. Das Ganze geht nur über Sprache. Und gerade hier wissen die Schüler oft gar nicht, was sie da von sich geben.“ Es sei nicht einfach, eine neue Sensibilität im Umgang miteinander zu formen, wenn arglos Begriffe wie „Du Jude“ oder „Du Missgeburt“ benutzt würden.

Nachholbedarf unterstellten die Fachkräfte dem Senat bei der Aus- und Fortbildung der Ethiklehrer. „Dieser Unterricht lässt sich nicht einfach aus dem Ärmel schütteln“, sagte die Lehrerin einer Oberschule. Nach Angaben der GEW sind zurzeit etwa 480 ausgebildete Lehrer im Einsatz, 260 befinden sich in der Ausbildung. Von dem vom Senat angepeilten Ziel, mindestens zwei Ethik-Fachkräfte pro Schule zu haben, ist Berlin mit seinen rund 800 Schulen demnach noch weit entfernt. DPA