Berlins Eltern sind cooler als erwartet

Überraschende Schulanmeldung

VON ALKE WIERTH

Sie teile die Hysterie nicht, die in manchen Medien wegen des neuen Anmeldeverfahrens herrsche, sagt eine Kreuzberger Gymnasialdirektorin. Und auch der Leiter einer beliebten Schöneberger Sekundarschule hat bei den Eltern, die für ihre Kinder in den vergangenen Wochen die passende Oberschule suchen mussten, keine große Panik festgestellt: „Angespannt sind sie dabei immer.“

Sicher war die Anspannung in diesem Jahr noch größer: Das neue Anmeldeverfahren öffnet Kindern Schultüren, die ihnen bisher qua Wohnadresse verschlossen waren.

Nötige Coolness

In das Verfahren mussten sich die Eltern erst einarbeiten. Doch offenbar haben sie das mit der nötigen Coolness getan: Etwa indem sie ihre Kinder an Schulen anmelden, bei denen man nicht auf das Los hoffen muss. Vielleicht haben ja auch die nun vorgeschriebenen Beratungsgespräche an den Grund- und Oberschulen mitgeholfen, dass die Bewerberzahlen an stark nachgefragten Schulen nicht wie befürchtet explodierten.

Die Eltern haben bewiesen, dass sie mehr Vertrauen in die Schulreform haben, als viele Medien ihnen zutrauten. Und die Reform hat gezeigt, dass sie eines ihrer Ziele erreichen kann: eine gerechtere Verteilung von Kindern unterschiedlicher Leistungsstufen auf verschiedene Schulen.

Das ist erfreulich und lässt hinsichtlich der Zukunft der Berliner Schule aufatmen. Nun muss sich noch das Losverfahren praktisch bewähren. Und dann sind die Schulen am Zug: Sie müssen beweisen, dass sie mit der neuen, gemischteren Schülerschaft klarkommen. Sonst gibt es nächstes Jahr die Panik, die in diesem Jahr ausblieb.

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