Von Freizeit und Fragezeichen

KONGRESS Helfen kürzere Arbeitszeiten gegen die Krise? Das wollen Gewerkschafter und Aktivisten klären

Das Thema Arbeitszeitverkürzung rückt offenbar wieder in den Fokus: Zuerst wollten nur einige Ver.di-Gewerkschafter die Diskussion wieder beleben. Hinzu stießen Attac-Aktivisten sowie Vertreter von Sozialverbänden wie dem Alternativen Wohlfahrtsverband oder dem Kirchlichen Dienst der Arbeitswelt, und am Ende war die Idee zu einem Kongress geboren, der jetzt in Hamburg abgehalten wird: „Arbeitszeitverkürzung – ein Weg aus der Krise?“

Konflikte um die Arbeitszeit sind vielen noch in Erinnerung, insbesondere die 1984 geführten Arbeitskämpfe zur Einführung der 35-Stunden-Woche in der Metall- und Druckindustrie. Im Tausch gegen weniger Wochenstunden räumten die Gewerkschaften den Unternehmen damals größere Flexibilität bei der Arbeitszeit ein, was für neue Konflikte sorgte.

So kam es auch bei der Vorbereitung des Hamburger Kongresses zu Meinungsverschiedenheiten – wegen des Fragezeichens im Titel. Ist Arbeitszeitverkürzung nun ein Weg aus der Krise, oder ist sie es nicht? Einen „Skandal“ nennt es etwa die Hamburger Ver.di-Frau Sieglinde Frieß, „dass es immer mehr Beschäftigte gibt, die unter einem zeitlichen und inhaltlichen Arbeitsdruck stehen, der sie krank macht – und gleichzeitig sind viele Millionen Menschen erwerbslos, leben in Armut oder arbeiten in prekären Beschäftigungsverhältnissen“. Die Umverteilung von Arbeit sei notwendig.

Dirk Schwarzer von Attac Hamburg sagt, Einigkeit bestehe darüber, dass es zur Durchsetzung von Arbeitszeitverkürzung eine breite gesellschaftliche Bewegung geben müsse. Es seien etliche Fragen zu klären, etwa zum Lohn- und Personalausgleich. Aber vor allem, wie sich eine solche Bewegung entfalten lasse, „um die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern“, sagt Schwarzer. „In einer gewöhnlichen Tarifrunde wird das wohl kaum zu erledigen sein.“  KVA

Kongress „Arbeitszeitverkürzung – ein Weg aus der Krise?“: morgen, 10 bis 19 Uhr, Gewerbeschule 1, Angerstraße 7–11, Hamburg. Internet: www.kongress-azv2014.de