Unter Rockern

HELLS ANGELS Die Bremer Rockerszene ist im Rotlicht-Milieu engagiert. Die Polizei wirft ihnen Menschenhandel vor, aber keine schweren Gewaltverbrechen

In Bremen zählen die Hells Angels 32 Voll-Rocker – gegen 23 gab es polizeiliche Ermittlungen

Es scheint ruhig zu sein in Bremen beim Thema Rocker, doch der Eindruck täuscht. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der CDU hervor. Nach Erkenntnissen der Kripo sind Rocker aus dem Umfeld der Hells Angels im Prostitutionsgewerbe aktiv. Die Polizei ermittelt wegen Menschenhandels, aber auch wegen Drogenhandels und illegalen Waffenbesitzes. „Durch konsequente Zuverlässigkeits-Überprüfungen durch das Stadtamt und die Polizei konnten Mitglieder der Rocker-Gruppierungen aus dem Bereich der so genannten ,Türsteherszene‘ vollständig verdrängt werden“, heißt es in der Antwort des Senats.

Rockergruppierungen werden im polizeilichen Jargon „Outlaw Motorcycle Gangs“ (OMCG) genannt, um sie von normalen Motorradklubs zu unterscheiden. In der Stadt Bremen rechnet die Polizei die Gruppen Hells Angels MC, Red Devils MC sowie den MC Truva dazu. Den Hells Angels werden aktuell 32 Mitglieder zugerechnet, bei den Red Devils sind es 20 bis 25. Zum MC Truva gehören 56 Mitglieder, überwiegend junge Männer mit Migrationshintergrund. In Bremerhaven beobachtet die Polizei die Rocker-Gruppierung Gremium MC, der sie 20 Mitglieder zurechnet.

Rockerklubs sind streng hierarchisch organisiert, Mitglieder müssen bestehende Regeln strikt einhalten, Verstöße werden streng geahndet. Bevor man Mitglied wird, muss man lange Zeit als Unterstützer seine Loyalität bewiesen haben. Ein „Sergeant at Arms“ ist für die Durchsetzung der Rocker-Ordnung verantwortlich, er organisiert interne und externe Strafaktionen.

Gegen 23 Mitglieder der Hells Angels wurden in den letzten fünf Jahren strafrechtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet. Vor zwei Jahren wurde zuletzt das Vereinshaus der Hells Angels in Bremen – Angels Place – durchsucht, es wurden drei scharfe Schusswaffen beschlagnahmt. Zehn Mitglieder wurden bisher strafrechtlich unter anderem wegen Körperverletzungs-, Betäubungsmittel-, Waffen- und Menschenhandelsdelikten verurteilt. Gegen 19 Mitglieder der Red Devils Westside wurden strafrechtliche Ermittlungsverfahren eingeleitet, neun Red Devils wurden bislang wegen Körperverletzungs-, Betäubungsmittel- und Waffendelikten verurteilt. Zwei Mitglieder des Klubs Gremium MC befinden sich in Untersuchungshaft, gegen sie läuft ein Drogenverfahren.

Die Aktivitäten der Rocker in Bremen sind, so die Senatsantwort, für Außenstehende unauffällig, weil es keine offene Auseinandersetzung zwischen konkurrierenden Gruppierungen gibt. Den Sinn und die Chancen eines Verbotes schätzt die Polizei eher als gering ein, da die Bremer Rocker nicht – wie in anderen Bundesländern – in schwere Gewaltverbrechen verwickelt sind und als legale Gruppe durch ihre Symbole leichter identifizierbar seien. kawe