Österreich prämiert Radler

MOBILITÄT In vielen Bundesländern der Alpenrepublik bekommen Käufer von Elektrofahrrädern Zuschüsse. Die Förderung ist Teil der Klima-Initiative des Landes

Am großzügigsten ist man in Salzburg. Dort bekommt man bis zu 400 Euro pro E-Bike

VON RALF LEONHARD

Österreich hat das Elektrofahrrad entdeckt. In dem Land, das sein Kioto-Ziel, den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken, meilenweit verpasst, wird jetzt die Anschaffung von Elektrofahrrädern und -motorrollern öffentlich gefördert. Am großzügigsten ist man in Salzburg. Dort werden 30 Prozent des Anschaffungspreises bis zu einer Höhe von 400 Euro ersetzt. In Wien und Oberösterreich gibt es maximal 300 Euro, in der Steiermark 250 Euro, maximal 15 Prozent des Kaufpreises.

Letztes Jahr bekam man 250 Euro unabhängig vom Kaufpreis. Das habe sich nicht bewährt, sagt Jürgen Dumpelnik, Büroleiter des Umweltlandesrats. Denn damit habe man vor allem die billigen Räder gefördert, deren Akkus der Umwelt weniger bringen. Gedeckelt ist die Prämie in der Steiermark nicht. Woanders sind die Ausschüttungen aber kontingentiert. So will Wien maximal 1.000 Räder fördern. Wer die Prämie in Anspruch nehmen will, muss sich ausweisen und seinen Hauptwohnsitz im jeweiligen Bundesland nachweisen.

In der Bundeshauptstadt wird in den nächsten Tagen die Entscheidung fallen, ob die sogenannte Rad-Ökoprämie vom letzten Jahr wieder angeboten wird. Bei Abgabe eines Altrades und Vorweis eines neuen konnte man sich eine Prämie von 70 Euro abholen. Ursprünglich stand Geld für 500 Räder bereit. Wegen der großen Nachfrage wurde der Betrag auf 1.000 Räder aufgestockt. Die Alträder wurden nicht verschrottet, sondern vom Autofahrerclub ARBÖ an sozialökonomische Werkstätten übergeben, die sie wieder herrichteten. Sie wurden dann Frauenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen gestiftet. 50 Räder wurden im Rahmen eines von der Stadt Wien geförderten Projekts an das Dorf Stejărișu in Siebenbürgen gespendet.

Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) begrüßt die Unterstützung beim Kauf von Elektrofahrrädern, „wenn sie ein Moped oder einen Kleinwagen ersetzen“. Die CO2-Bilanz werde entlastet und die in manchen Städten beängstigend hohe Feinstaubbelastung verringert. Dem subventionierten Fahrradumtausch kann der Experte vor allem in Hinblick auf die Verkehrssicherheit viel abgewinnen: „Bei vielen Rädern sind Ketten, Bremsen und Rahmen nicht mehr in optimalem Zustand.“ Vor allem in Wien und Linz sei die Modernisierung des Zweiradfuhrparks wünschenswert. Allerdings müssen die Alträder der Straßenverkehrsordnung entsprechen.

Österreichweit werden jährlich zwischen 350.000 und 400.000 Neuräder gekauft. Durch den Verkauf von Fahrrädern, Zubehör und Kleidungsowie Service werde jährlich ein Umsatz von 235 Millionen Euro erzielt, so VCÖ-Sprecher Gratzer. Rund 4.000 Arbeitsplätze seien dadurch gesichert. Nicht eingerechnet ist dabei der Fahrradtourismus. „Die Förderung des Radfahrens bringt Österreich seinen Klimaschutzzielen näher und schafft nachhaltig Arbeitsplätze in Österreich“, so Gratzer.

Der Anteil der Radfahrer unter den Verkehrsteilnehmern steigt langsam, aber stetig. In Wien ergeben systematische Zählungen einen Anteil von 5 Prozent am Verkehrsaufkommen, in den flachen Innenbezirken über 10 Prozent. Die Stadt Wien steckt jährlich 6 Millionen Euro in den Ausbau und Erhalt des Radwegenetzes, das mit 12.000 Kilometern etwas mehr als der Strecke Wien–Hamburg entspricht.