„Grenzen dehnen sich aus“

Vortrag über Grenzen als unscharfer Zwischenraum

■ ist Künstlerin und befasst sich in ihren Arbeiten mit Darstellung, Ursachen und Formen von Migration und GrenzüberschreitungFoto: Privat

Taz: Frau Heuck, wie sehen moderne Grenzen aus?

Farida Heuck: Die Markierungen auf der Landkarte zählen heutzutage nicht mehr, Grenzen dehnen sich aus. Es fängt ja schon damit an, dass man auf einem Flughafen in einem fernen Land kontrolliert wird, bevor man nach Deutschland einreisen möchte.

Grenzen sind also variabel?

Ja, und das nicht nur in der Form. Es entstehen unscharfe Zwischenräume, die immer auch Ort der Verhandlung sind.

Was passiert dort?

Es findet eine Inszenierung statt, zu dessen Schauspiel auch Passkontrollen und Machtdemonstrationen gehören. Es geht um eine Hierarchisierung: der mächtige Grenzbeamte gegen den machtlosen Grenzüberquerer.

Sie haben sich gemeinsam mit dem Künstler Jae-Hyun Yoo mit der koreanischen Grenze beschäftigt. Welchen Eindruck haben Sie gewinnen können?

Es gibt dort viel mehr Bewegungen, als im Westen bekannt ist. Zum Beispiel existiert auf nordkoreanischem Boden eine südkoreanische Industrieanlage, in der Nordkoreaner arbeiten.

Dennoch wird sie häufig als die undurchlässigste Grenze der Welt bezeichnet …

Ich persönlich hatte sie mir auch visuell viel vehementer vorgestellt. Das Gebiet wird als touristische Attraktion vermarktet. Es ist absurd, dass die Grenze für viele Menschen harte Realität ist, für Amerikaner und Europäer hingegen ein beliebtes Reiseziel.

INTERVIEW: BENJAMIN KNAACK

Vortrag, 19 Uhr, Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15