Neue Ideen für die Palastbrache

Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer will Wettbewerb zur Gestaltung des Freiraums am Schlossplatz. Landschaftsarchitekten befürworten den Vorstoß, die Grünen sind allerdings skeptisch

von UWE RADA

Sechs Jahre Brache in der Berliner Mitte waren wohl auch der Stadtentwicklungssenatorin zu viel. Nachdem Ingeborg Junge-Reyer noch in der Vorwoche ihre Vorstellungen für die Gestaltung der Freifläche anstelle der derzeitigen Palastruine vorgestellt hatte, lässt die SPD-Politikerin nun die Möglichkeit eines Wettbewerbs prüfen. Dies bestätigte Junge-Reyers Sprecherin Petra Rohland der taz. Hintergrund der Überlegungen, so Rohland, sei eine öffentliche Diskussion über die künftige Gestaltung des Schlossplatzes bis zum Baubeginn für das Humboldt-Forum.

Voraussetzung für die Auslobung eines freiraumplanerischen Wettbewerbs, so Rohland weiter, sei allerdings die Zustimmung des Bundes. Entsprechende Gespräche sollen demnächst geführt werden. Der Grund: Als Eigentümer des Palastes hat auch der Bund ein Wort über die künftige Gestaltung mitzureden.

Der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) begrüßte gestern die Ankündigung der Senatorin. „Der Ort hat für die langfristige städtebauliche Entwicklung mehr verdient als eine Wiese mit einzelnen Interventionen“, sagt der Vorsitzende des BDLA-Verbandes Berlin-Brandenburg, Jens Henningsen, der taz. „Sowohl was die Nutzung als auch die Aufenthaltsqualität angeht, ist ein grundsätzliches Nachdenken nötig.“

Bisher waren laut Senatorin Junge-Reyer für den Schlossplatz nach Beendigung der Abrissarbeiten Ostern 2007 eine Wiese, die Freilegung der Schlossfundamente sowie eine Humboldt-Box geplant. Darüber hinaus, so Junge-Reyer, könne man auch über eine Treppe zur Spree hinab nachdenken. Auch ein Beachvolleyballfeld war zuletzt im Gespräch. Spätestens mit der Ankündigung von Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD), dass der Baubeginn für das Humboldt-Forum frühestens 2012 erfolgen könne, war aber klar geworden, dass die Planung für den entstehenden Freiraum gründlicher als bislang diskutiert werden muss.

Der Vorstoß der Stadtentwicklungssenatorin erntete gestern aber nicht nur Lob. „Das ist wieder einmal typisch“, schimpfte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Hämmerling. „Zuerst beschließt man den Abriss, dann schreibt man einen Wettbewerb für die Freiraumgestaltung aus.“ Eigentlich, so Hämmerling, hätte das ganze Verfahren umgekehrt laufen müssen.

Kritik gab es auch von Philipp Oswalt vom Büro Urban Catalyst. „Sicher gibt es in einem solchen Wettbewerb interessante Ideen. Das ändert aber nichts daran, dass dieses Verfahren absurd ist.“ Als Abrissgegner des Palastes erinnerte Oswalt in diesem Zusammenhang daran, dass die Politik des Senats in der Stadtmitte ansonsten eher Verdichtung bedeutete und weniger die Gestaltung von Freiräumen.