Subventionen gestrichen: Galopp-Rennbahn macht dicht

Unter der Überschrift "Tourismus-Förderung" wurde die Galopp-Rennbahn in der Vahr über Jahre subventioniert. Aber der Senat will die Defizite nicht wieder tragen.

Nicht alle kommen heile ins Ziel: Galopprennen. Bild: dpa

Ohne staatliche Subventionen ist der Pferderennen-Betrieb auf der Bremer Galopp-Rennbahn nicht überlebensfähig – aus dieser Tatsache will der Bremer Rennverein nun die Konsequenzen ziehen und den Betrieb Ende des Jahres 2012 einstellen.

Die Stadt Bremen hatte in Zeiten der großen Koalition Jahr für Jahr Millionen in den Ausbau des Rennsports gesteckt. Sowohl das Hotel an der Rennbahn wie auch die Trainingsanlage in Mahndorf erfreuten sich großzügiger staatlicher Unterstützung. Das reichte allerdings nicht, um die Rennbahn zu einem „Tourismus-Magneten“ für Bremen zu machen.

Hintergrund sind strukturelle Veränderungen im Rennbetrieb, bei dem es auch an anderen norddeutschen Standorten kriselt. Das Wettgeschäft, das einen wesentlichen Teil des Umsatzes beim Rennsport ausmacht, ist seit Jahren von den Wettbuden vor Ort ins Internet abgewandert. Für die Pferdebesitzer locken in Frankreich deutlich höhere Gewinn-Prämien als in Deutschland, insbesondere höher als in Bremen.

Der Präsident des Bremer Rennvereins, Georg C. Muhle, hat am Freitag erklärt, der Verein sehe keine Möglichkeit mehr, die Pflegekosten von 150.000 Euro pro Jahr mit dem Rennbetrieb einzuspielen. Offenbar hat es der Senat abgelehnt, diese Summe wieder zu übernehmen, und Sponsoren dafür sind auch nicht mehr in Sicht. In früheren Zeiten waren Defizite von Pferdeliebhabern wie Kurt A. Becher oder den Kaffee-Erben Jacobs übernommen worden. Er wolle den Verein „geordnet abwickeln“, erklärte Muhle. Den Galoppsport gibt es in Bremen seit 155 Jahren.

Nach dem Vertragswerk fällt das 46 Hektar große Gelände in der Vahr an die Stadtgemeinde, wenn dort keine Rennen mehr stattfinden. Wirtschaftsressort-Sprecher Holger Bruns kann sich vorstellen, dass dort in den nächsten 15 Jahren ein neues Stadtquartier entstehen wird. Ein Randstreifen des Geländes war schon vor drei Jahren für einen eventuellen Verkauf abgetrennt worden.

Damals hatte Bremen dem Rennverein den Schritt in die unternehmerische Eigenverantwortung mit einer stattlichen Mitgift von 1,4 Millionen Euro versüßt. Dieses Geld entspricht den Kosten für die Grünpflege für acht Jahre. Allerdings hat der Rennverein das Geld in drei Jahren ausgegeben – und wollte die Kosten für die Grünpflege als laufende Subvention zusätzlich bekommen. Das hat der Wirtschaftssenator abgelehnt. Für den 21.Oktober ist noch einmal ein Renntag angekündigt worden – es dürfte der letzte auf der Bremer Rennbahn sein.

Auch die Trainingsbahn steht vermutlich vor dem Aus – sie ist nur etwa zur Hälfte ausgelastet. Für sie spendiert die Stadt Bremen jedes Jahr 150.000 Euro an Unterhaltungskosten.

Andreas Jacobs, der Betreiber der Trainingsanlage in Mahndorf, der auch in Südafrika und in England Gestüte besitzt, hat jüngst in der englischen Rennsportgazette Racing Post erklärt, „dass alle Rennvereine um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen und dass die Hälfte der Rennvereine in Deutschland kurzfristig vor dem Aus steht“.

Offenbar wollen die stärkeren Rennvereine, die bisher die Schwächeren unterstützen, eine Marktbereinigung. Jacobs: „Kein Unternehmen der Welt subventioniert Sparten oder Bereiche, die ohne Subventionen wirtschaftlich unrentabel sind.“ Jacobs ist auch der Mann, von dessen Stiftungs-Zuwendungen die Bremer „Jacobs-Universität“ überlebt.

Im Rahmen der Rennbahn-Subventionen hat Bremen einen Vertrag über 100 Jahre mit Hoteleigentümer Zechbau abgeschlossen und für jeweils 30 Tage im Jahr einen großen Saal seines Rennbahn-Hotels gepachtet. Dieser Vertrag ist aber unabhängig vom Rennbetrieb. Bisher hat die Stadtgemeinde ihre Nutzungsrechte nicht in Anspruch genommen.

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