Kommentar Kampf gegen Piraten: Es ist Zeit, richtig zu intervenieren

In Somalia wird bereits vielfach eingegriffen. Nun kommt eine Institution gegen Piraterie dazu. Auf diese Weise destabilisiert der Westen das Land nur noch mehr.

Ab wann ist eine Intervention eine Intervention? Was die Welt in Somalia unternimmt, wird immer ambitionierter. Nicht nur hat das Ausland eine Regierung installiert und hält sie mit ausländischen Schutztruppen im Amt. Ausländische Kampftruppen übernehmen auch den Krieg gegen die somalischen Gegner dieser Regierung, und ausländische Kriegsschiffe patrouillieren in Somalias Gewässern zur Abwehr somalischer Piraten.

Und jetzt will das Ausland auch in Somalia selbst Institutionen gegen Piraterie aufbauen. Ganz abgesehen davon, dass ausländische Hilfe einen erheblichen Teil der hungernden somalischen Bevölkerung am Leben hält.

Niemand mag offiziell zugeben, dass in Somalia interveniert wird. Man gewährt, so die offizielle Sprachregelung, lediglich einer legitimen Regierung Unterstützung, damit sie irgendwann regieren kann. Bis es so weit ist, regiert halt niemand.

Dort, wo es tatsächlich eine somalische Regierung gibt, nämlich im vor zwanzig Jahren abgespaltenen Somaliland am Golf von Aden, spricht man ihr die Legitimität ab und verlangt, sie habe sich dem nicht existierenden gesamtsomalischen Staatswesen unterzuordnen, das gleichzeitig gegen Piraten und Islamisten immer hilfloser dazustehen scheint. Es ist eine in ihrer Absurdität und Unbewusstheit perfekte Strategie des "Teile und herrsche", die dafür sorgt, dass in Somalia niemals Stabilität einkehren kann.

Es ist Zeit, damit aufzuhören und richtig zu intervenieren. Wann ist Europa endlich ehrlich und sagt: Wir besetzen Somalia? Dann endlich könnte sich ein antikolonialer Widerstand formieren, der keinen Bezug auf radikalen Islam mehr nötig hat, um Somalia zusammenzuschmieden, sondern aus neuem Nationalbewusstsein eine neue Nation entstehen lässt.

Die Somalis brauchen einen richtigen Feind, um sich zusammenzuraufen. Warum sollte sich Europa zu schade dafür sein, dabei den Dummen zu spielen? Vor hundert Jahren ging das doch auch.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.