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@Thea
"In etwa 2 Jahren wird der TAZ-Afrika-Korrespondent die NATO auffordern, Tripolis mit einem Flächenbombardement zu überziehen, um die Zivilbevölkerung -und insebesonders die Frauen- von den unerträglichen Bedrückungen einer mittelalterlich-islamistischen Sharia-Herrschaft zu befreien."
Und du wärst dann auch wieder dagegen?
Warten wir's ab: In etwa 2 Jahren wird der TAZ-Afrika-Korrespondent die NATO auffordern, Tripolis mit einem Flächenbombardement zu überziehen, um die Zivilbevölkerung -und insebesonders die Frauen- von den unerträglichen Bedrückungen einer mittelalterlich-islamistischen Sharia-Herrschaft zu befreien. So kann's lustig weitergehen. Ich jedenfalls habe keine Lust mehr, solche kriegshetzerischen Artikel in der TAZ zu lesen.
Was ist nur aus der TAZ geworden? Wo ist das redaktionelle Selbstverständnis der TAZ-Journalisten geblieben, sich gegen Krieg und Militarismus zu wehren, wenn jetzt so offene Kriegstreiberei betrieben wird?
Da hab ich wohl von Anfang an was missverstanden.
„Die Meldung, wonach Gaddafi-Getreue in Niger Zuflucht gefunden haben, sollte international die Alarmglocken schrillen lassen.“
Ja, das sollte sie. Wer hat Interesse an solchen Meldungen? Wer möchte Nordafrika weiter destabilisieren? Wer verdient an den Kriegen und, wichtiger noch, an den Kriegsfolgen? Herr Johnson, passen Sie auf, daß Sie denen nicht auf den Leim kriechen.
„Werden jetzt auch die Gaddafi-Familie und ihre Helfershelfer zum Kern eines international agierenden Netzwerks der Destabilisierung?“
Wäre der „Kern eines international agierenden Netzwerks der Destabilisierung“ nicht eher in Washington, London, Paris oder, ja, auch Berlin zu suchen?
„Sie alle hätten sich längst um das "containment" des libyschen Krieges kümmern können. Die Zeit drängt.“
Nein, Herr Johnson, wir wollen keinen totalen Krieg. Und die taz sollte sich nicht zum Sportpalast machen lassen.
Nun sind in Folge der NATO-Intervention schon mehr als 50.000 Menschen umgekommen, doch das scheint diesem Redakteur noch nicht stramm genug. Doch altkluge Rastschläge, wie die NATO den Krieg effizienter hätte führen können, gehen am Kern der Sache vorbei: die Mehrheit der libyschen Bevölkerung kann mit den von dr NATO installierten Rebellen wenig anfangen. Aus nachvollziehbaren Gründen. Wem würde es schon gefallen, wenn die Öleinnahmen viel stärker als im Libyen zur Zeit Gaddafis ausländischen Konzernen statt der eigenen Bevölkerung zugute kommen und dass angenehme Dinge wie kostenlose Gesundheitsversorgung und Bildung abgeschafft und man stattdessen mit der Scharia beglückt werden soll. Kein Wunder, dass sich die Mehrheit der libyschen Bevölkerung gerne von den "NATO-Rebellen" befreien möchte.
Die "Hilfe, die den Aufständischen in Libyen zu kam, wurde nur aus zwei Gründen gegeben:
1. Den Öl-Bezug sichern und zu eigenen Gunstgen beeinflussen.
2. Die Waffenproduktion, wie auch den Verkauf im Ausland auszuweiten.
Auch, bzw. gerade bei uns im Land. wo wir doch Platz 3 der "Weltrangliste" bei den Waffenproduzenten einnehmen. Scheinheilig, wer da sagte, dass sich die BRD aus dem Krieg heraushalten wolle.
Naiv, wer da glaubte, es ginge um Humanität. Wenn es um Humanität gegangen wäre, so wäre diese schon viel früher an anderen Orten (Somalia) angebracht gewesen, bzw. so wäre sie dort spätestens heute angebracht.
Ich wage zu behaupten, dass die Grenzen bewusst ungeschützt gelassen wurden, da eine Befriedung der gesamten Region den Wirtschaftsinteressen der so genannten Helfer entgegensteht.
Das ist ja wirklich skandalös, dass der Niger noch nicht von der Nato angegriffen wurde. Was würde die westliche Bombergemeinschaft ohne die Grüne Partei mitsamt ihres Zentralorgans machen?
Wenn die Karte funktioniert, ist ja alles gut. Wenn nicht, steht man dumm da. In der Provinz wie in der Großstadt. Über Bargeld – und die Niederlande.
Kommentar Niger nach Gaddafi: Gaddafi ohne Grenzen
Ein Teil von Gaddafis Machtapparat hat sich nach Niger gerettet. Die Weiten der Wüste sind kaum kontrollierbar – die Nato hat dies sträflich vernachlässigt. Das könnte sich rächen.
Die Meldung, wonach Gaddafi-Getreue in Niger Zuflucht gefunden haben, sollte international die Alarmglocken schrillen lassen. Gaddafis Militärapparat hat sich offenbar zumindest zum Teil über die Grenzen in die Nachbarländer gerettet und versucht, sich neu zu organisieren.
Sollte sich das bewahrheiten, wäre nicht nur der Krieg in Libyen nicht zu Ende. Die nächste libysche Kriegsrunde würde dann auch eine grenzüberschreitende, internationalisierte sein.
Es gibt einen Präzedenzfall: die Flucht der Verantwortlichen für den Völkermord in Ruanda 1994 über die Grenze in den benachbarten Kongo, nachdem sie in der Heimat die Macht verloren hatten. Die ruandischen Hutu-Soldaten und -Milizen organisierten sich im Kongo neu, manche ihrer Führer fanden in Europa Asyl und Unterschlupf, und einige von ihnen sind bis heute militärisch aktiv, was zum andauernden Konflikt im Osten Kongos beiträgt.
Die Weiten der Sahara-Wüste sind ähnlich unkontrollierbar wie die Tiefen des kongolesischen Dschungels. Werden jetzt auch die Gaddafi-Familie und ihre Helfershelfer zum Kern eines international agierenden Netzwerks der Destabilisierung?
Es grenzt an sträfliche Vernachlässigung, dass die Nato mit Luftüberwachung und Luftangriffen zum Sturz Gaddafis beitrug, die Mittelmeerküste abriegelte, sich aber nicht um tausende Kilometer unbewachter Wüstengrenze Libyens zu Algerien, Niger, Tschad und Sudan scherte.
Über die bewegen sich Waffen, Söldner, Flüchtlinge und jetzt auch Bewaffnete - obwohl es im Sudan eine UN-Mission gibt, im Tschad und in minderem Maße in Niger französische Militärpräsenz, in Mali US-Militärberater, in Algerien eine regionale Militärbasis. Sie alle hätten sich längst um das "containment" des libyschen Krieges kümmern können. Die Zeit drängt.
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Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.