Marsch gegen die Gewalt in Mexiko: "Wir haben es satt"

Am Sonntag endet in Mexiko-Stadt ein Marsch gegen die Gewalt des Drogenkrieges. Initiatior ist der Journalist und Autor Javier Sicilia. Sein Sohn ist eines der 40.000 Opfer.

Javier Sicilia bekommt viel Unterstützung bei seinem Marsch gegen die Gewalt. Bild: reuters

BERLIN taz | Seit Donnerstag ist er unterwegs: Von seiner Heimatstadt Cuernavaca bis auf den zentralen Platz, den Zócalo der mexikanischen Hauptstadt wird Javier Sicilia laufen. Seine Botschaft: Wir haben es satt, kein Blut mehr in Mexiko.

Vor wenigen Wochen war der 24jährige Sohn des bekannten Autors und Journalisten zusammen mit Freunden nach einem abendlichen Kneipenbesuch entführt, gefoltert und umgebracht worden. Von den Tätern fehlt jede Spur – wie in den meisten Fällen der bislang rund 40.000 Menschen, die in Mexiko umgebracht wurden, seit Präsident Felipe Calderón Ende 2006 den "Krieg gegen die Drogen" ausrief.

Die Gewalt eskaliert ständig weiter. Allein im vergangenen Jahr kamen 15.273 Menschen ums Leben, und es sind schon lange nicht mehr nur die Mitglieder der verschiedenen Kartelle, die sich gegenseitig umbringen. Migranten auf der Durchreise, junge Leute, Menschen die zufällig am falschen Ort sind – die Gewalt macht längst keine Unterschiede mehr.

Die Täter sind auf beiden Seiten zu finden – auch den Sicherheitskräften werden massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Journalisten sind ganz besonders gefährdet, immer wieder werden sie Opfer gezielter Attacken, und nur manchmal weiß man, wer dahinter steht.

In einem "offenen Brief an die Politiker und die Kriminellen" schreibt Javier Sicilia, die Politik, der ewige Kampf um die Macht, die Korruption und der schlecht geführte Drogenkrieg hätten dafür gesorgt, dem Land jede Grundlage zu entziehen, jeden Grundkonsens, ohne den es keinerlei Ausweg gebe. Deshalb habe er die Politiker satt. Die Kriminellen ihrerseits, mit ihrer hemmungslosen Gewalt auch jeglichen Ehrenkodex verloren, den es früher einmal gegeben habe. Heute mordeten sie wie Sonderkommandos der Nazis: Ohne jeden Sinn für Menschlichkeit.

Seinem Marsch dürften sich am Sonntag in Mexiko-Stadt Zehntausende anschließen. Es ist der erste große öffentliche Aufschrei gegen die Gewalt seit Jahren.

Auch in europäischen Städten wird es am Wochenende Solidarätskundgebungen geben, unter anderem in Deutschland:

Berlin, Sonntag 17.30 Uhr, Siegessäule zum Brandenburger Tor

Frankfurt, Sonntag 12 Uhr, Opernplatz

Hamburg, Sonntag 15 Uhr, Saturn nähe Hauptbahnhof Richtung Reesenbrücke

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