Dreidimensionales Fernsehen zur WM: Südafrika in 3D

Die Unterhaltungselektronikkonzerne wollen das dreidimensionale TV durchdrücken. Erster großer "Showcase" soll die Fußball-WM werden. Allerdings hakt es noch an der Technik.

Zur Zeit sind fürs 3D-Fernsehen noch Shutterbrillen notwendig, die die unterschiedlichen Aufnahmen auf beide Augen verteilen. Bild: dpa

Die TV-Geräteindustrie sucht nach der nächsten großen Killertechnologie: Nachdem die Welt mit HD-Flachbildfernsehern überzogen wurde und die hochauflösende DVD-Nachfolgetechik Blu-ray beim Kunden bislang nur mittelmäßig ankam, soll nun das 3D-TV das nächste große Ding werden. Schon zur Funkausstellung im Spätsommer wurden diverse Geräte gezeigt.

Der große "Showcase" der dreidimensionalen Bewegtbilder, die massentaugliche Demonstration, kommt allerdings erst noch: Zur Fußball-WM in Südafrika im nächsten Jahr. Wie der Ausrichter FIFA am Donnerstag bekannt gab, sollen bis zu 25 wichtige Partien des Turniers mit 3D-Kameras gefilmt werden. Ob die plastischen Spiele live gesendet werden, ist bislang noch unklar; darüber soll in den nächsten Monaten entschieden werden. Fest geplant sind jedoch bereits Live-Events in einem halben Dutzend Städten auf der Welt sowie die Produktion eines 3D-Films, der im Anschluss an die WM verkauft wird.

Die eingesetzte Technologie stammt vom japanischen Elektronikriesen Sony. Dieser filmt mit hochauflösenden Doppelkameras. Sie nehmen das Bild aus zwei leicht verschobenen Blickwinkeln auf, die das Gehirn beim Betrachten zu einem räumlichen Eindruck zusammensetzen kann. Dazu sind allerdings neben passenden Fernsehgeräten so genannte Shutterbrillen notwendig, die die unterschiedlichen Aufnahmen auf beide Augen verteilen.

Und genau hier ist auch der Knackpunkt der neuen Technologie: Beim 3D-Fernsehen fehlt es noch an weitläufig akzeptierten Standards, aktuell befindet sich die Branche noch in einem Verhandlungsmarathon der zuständigen Gremien. Derzeit kochen die unterschiedlichen Hersteller deshalb noch ihr eigenes Süppchen, sowohl bei den Übertragungsstandards, die aufgrund der doppelten Bilder mehr Bandbreite benötigen, als auch bei den Endgeräten und Shutterbrillen-Systemen.

Hinzu kommt, dass die aktuelle Technik schnell veraltet sein könnte. Es ist inzwischen nämlich technisch durchaus möglich, 3D-Bilder auf Spezialbildschirmen auch ohne Brille darzustellen. Diese Geräte besitzen Sensoren, die feststellen, wo im Raum der Betrachter sich befindet - durch eine besondere Display-Technik projizieren sie dann zwei unterschiedliche Bilder auf das jeweils passende Auge. Außerdem soll es auch in einigen Jahren möglich werden, kostengünstig Hologramme im Raum zu erzeugen, die noch deutlich eindrucksvoller sind als reine 3D-Bilder - das wirkt dann wie bei "Star Wars".

Die 3D-Technik an sich ist schon recht alt. Bereits seit den Fünfzigerjahren gibt es immer wieder Versuche im Kino. Dabei tragen und trugen die Zuseher entweder Shutterbrillen oder Rot-Grün-"Nasenfahrräder", die die beiden Bilder korrekt auf die Augen verteilten - den Rest erledigt das Gehirn.

Aktuell kommt Hollywood wieder öfter mit 3D-Filmen auf den Markt - besonders leicht lassen sich diese von computeranimierten Streifen erstellten. Da solche Vorführungen stets Event-Charakter haben, locken sie mehr Besucher ins Kino als üblich. So will die Lichtspiel-Industrie gegen das heimische DVD- und Blu-ray-Schauen ankommen. Ist 3D-TV erst einmal weitläufig im Haushalt vorhanden, hat sich auch das.

Doch bis dahin dürften noch einige Jahre vergehen, sagen Experten. Wer sich auf der IFA die aktuellen Geräte ansah, war zudem nicht immer überzeugt. Da doppelt so viele Bilder über den gleichen Kanal gesendet werden müssen, um den räumlichen Eindruck zu bewahren, sinkt die Auflösung. Zudem neigen manche Shutterbrillen dazu, ein unangenehmes Bildflimmern zu erzeugen; die Geräte sind also keineswegs jedermanns Sache.

Screen Digest, ein auf Bildschirmtechnologie spezialisiertes Beratungsunternehmen, glaubt trotzdem, dass bis 2013 fast 14 Millionen 3D-Fernseher in europäischen Haushalten stehen werden. Besonders anziehend seien dabei Sportereignisse, weswegen die Entscheidung der FIFA zur Fußball-WM von großer Bedeutung sei. 2008 hatte bereits die britische BBC erstmals Spiele live in 3D übertragen - in ein Kino in London. Auch zur Olympiade in London 2012 soll dreidimensional gefilmt werden.

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