Acht Tote durch Bomben und Kämpfe: Erneut Anschläge in Xinjiang

In der chinesischen Provinz Xinjiang gab es zum zweiten Mal in einer Woche Anschläge. Hinter der Tat werden uigurische Separatisten vermutet.

Die Anschläge hätten nichts mit Olympia zu tun, sagt die chinesische Regierung. Bild: reuters

In Chinas Nordwestprovinz Xinjiang haben Sonntagfrüh mutmaßliche uigurische Separatisten etwa ein Dutzend Bombenanschläge verübt. Später kam es zu Schießereien mit der Polizei, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Demnach wurden gegen 2.30 Uhr Bombenanschläge auf zwei Behördengebäude in der Kreistadt Kuqa verübt. Dabei starb ein Wachmann, ein Attentäter wurde erschossen, und ein weiterer sprengte sich selbst in die Luft.

Um den sicheren Ablauf der antiken Olympischen Spiele zu gewährleisten, schlossen griechische Stämme im Jahre 884 vor Christus einen Vertrag ab. Durch diesen sollte den Teilnehmern eine sichere An- und Abreise gewährleistet werden. Schon früh wurde der Kontrakt gebrochen. Mehrmals wurde Elis, auf dessen Gebiet sich Olympia, die heilige Stätte Zeus, befand, angegriffen. Grund waren die Olympischen Spiele selbst. Die Angreifer aus Pisa, Arkadien und Sparta versuchten immer wieder, die Austragung der Olympischen Spiele an sich zu reißen.

In der Moderne besitzt der olympische Frieden nur noch eine symbolische Bedeutung. Pierre de Coubertin setzte sich zwar für die friedliche Wirkung seiner olympischen Idee ein, in der Olympischen Charta wurde dieses Anliegen aber nur halbherzig formuliert. Erst 1992 versuchte das Internationale Olympische Komitee (IOC), die "olympische Waffenruhe" erneut zu etablieren. Das IOC appellierte an alle Staaten und Organisationen, die Waffen während der Spiele ruhen zu lassen.

Ein Jahr danach folgte die erste Resolution der Vereinten Nationen (UN) mit der gleichen Forderung. Seit Sydney 2000 erlässt die UN jeweils im Jahr vor der Austragung der Spiele eine gleichlautende Resolution. Doch auch diesem Versuch unterwarfen sich die Staaten nur dann, wenn es nicht mit eigenen Interessen kollidierte. 2002 lehnten die USA vor den Winterspielen in Salt Lake City eine generelle Waffenruhe ab. Sie führten "Krieg gegen den Terror" in Afghanistan. JÜRN KRUSE

Sechs Stunden später seien fünf weitere mutmaßliche Attentäter auf einem Markt ums Leben gekommen, wo sie sich versteckt hatten. Zwei seien von der Polizei erschossen worden, drei hätten sich selbst getötet. Unabhängige Quellen gibt es nicht.

Laut Xinhua sperrte die Polizei inzwischen den gesamten Landkreis Kuqa ab. Er liegt rund Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Urumqi und mehr als 3.000 Kilometer westlich von Peking und hat 450.000 Einwohner.

Der Anschlag stehe in keiner Verbindung zu den Olympischen Spielen in Peking und werde auch keine Auswirkungen auf diese haben, sagte der Vizepräsident des chinesischen Organisationskomitees Wang Wei vor Journalisten. Xinjiang sei "seit geraumer Zeit Schauplatz terroristischer Aktivitäten".

Der Anschlag vom Sonntag war der zweite Anschlag in der Provinz innerhalb einer Woche und deutet darauf hin, dass gerade die weltweite Aufmerksamkeit durch die Olympischen Spiele genutzt werden solle. Zudem hatten militante Gruppen Anschläge angedroht. Am vergangenen Montag hatten mutmaßliche muslimische Rebellen in der Stadt Kashgar 16 Beamte getötet. Die Behörden machte die uigurische Rebellengruppe Islamische Bewegung Ostturkestan (Etim) für die Tat verantwortlich. Die Rebellen kämpfen in Xinjiang für die Gründung eines eigenständigen Staats.

In der Stadt Kuqa war bereits 2001 der Polizeichef von Rebellen getötet worden. Und im letzten Monat hatte die Polizei in Kuqa hohe Belohnungen für Hinweise auf geplante Anschläge ausgesetzt. Die Uiguren in der "autonomen uiguirischen Region Xinjiang", das sie selbst Ostturkestan nennen, kämpfen für mehr Autonomie bis hin zur Unabhängigkeit

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