US-Serie "Dead Like Me" auf dvd: Es gibt ein Leben nach dem Tod

Die US-amerikanische Fernsehserie "Dead Like Me" begleitet die untote Heldin beim Seelensammeln.

Angst? Nicht doch. Georgie ist zwar untot. Aber sonst ganz okay. Bild: promo

Georgia Lass (Ellen Muth) ist gerade 18, hochintelligent und immerzu schlecht gelaunt, hat das College abgebrochen und erfährt bei der Vermittlungsagentur mit dem schönen Namen "Happy Times" von einer freudestrahlenden Angestellten: Für Leute wie Sie haben wir Bürojobs. Ihre Begeisterung hält sich in sehr engen Grenzen. Schneller, als sie denkt, eröffnet sich dann doch eine interessante Job-Alternative. Mitten auf der Straße in ihrer Heimatstadt Seattle nämlich wird George niedergestreckt von einem Toilettensitz, der aus heiterem Himmel fällt und sie so aus dem Leben reißt.

Die Fernsehserie "Dead Like Me" beginnt mit dem Tod ihrer Protagonistin und hat hinterher Großes mit ihr vor. Zunächst ist Georgia schon schockiert - "Hey, ich bin noch Jungfrau!" -, hat dann aber das Glück, von der Toten zur Untoten promoviert zu werden, zu einer sogenannten Seelensammlerin (im Original: grim reaper), die die Seelen soeben Verstorbener in Empfang nimmt und freundlich, aber bestimmt ins theologisch nicht näher definierte Jenseits begleitet. Für die Seriendramaturgie bedeutet das, dass der Höhepunkt jeder Folge darin besteht, dass jemand auf skurrile Art ums Leben kommt. Den Spielraum, der den dunkleren Formen des Galgenhumors damit eröffnet ist, nutzen die Autoren der Serie mit Gusto.

Das aber ist, so hübsch die Todesarten-Pointen ausfallen, eher Beiwerk. Hinter dem ganzen fantastischen Drumherum verbirgt sich ein Teenager-Porträt, dem alle Züge des Erbaulichen auf angenehme Weise abgehen. So liegt Georgia mit ihrer Familie bis zu ihrem plötzlichen Tod im Dauerstreit, hat bei der postmortalen Beobachtung der Vorgänge im alten Zuhause zwar Anflüge von Reue, aber hier wie auch sonst kaum Neigung zu irgendwelchen Sentimentalitäten. Sie wird - man staunt, was Untoten alles möglich ist - ihre Unschuld verlieren (alles andere als ein Vergnügen), und zu ihrem Leidwesen bleibt sie in Kontakt mit der Arbeitsagentur "Happy Times" und der von Christine Willes gespielten ewig strahlenden Sachbearbeiterin Delores Herbig beziehungsweise, in der nach Möglichkeit zu meidenden deutschen Synchronisation, Delores Diemit.

Unterdessen geht aber auch Georgias Resozialisierung in der Seelensammler-Patchwork-Ersatzfamilie, im eigentlichen Stammpersonal der Serie also, zügig voran. Die Untoten unterm Vorsitz des mal väterlich gütigen, mal väterlich strengen Rube Sofer (Mandy Patinkin) treffen sich regelmäßig in ihrem Lieblingslokal, dem deutsche Speisen servierenden "Waffelhaus" - im Hintergrund läuft meist absurde Jodelmusik. (Die für Serienverhältnisse ziemlich avantgardistische Musik stammt ansonsten von "Police"-Mitglied Stewart Copeland.)

So schonungslos wie komisch seziert die Serie, vor allem im sarkastischen Off-Kommentar ihrer Hauptfigur, amerikanisches Gegenwartsleben aus der Perspektive derer, die es nur auf den ersten Blick hinter sich haben. Wie andere für amerikanische Pay-TV-Sender entstandene Serien ("Six Feet Under" zum Beispiel) schert sich "Dead Like Me" wenig um die den US-Mainstream beherrschenden Sprach- und Denktabus. Die Nachlebens-Perspektive erweist sich als brillanter V-Effekt und Ansatzpunkt für böse Kommentare auf Alltäglichkeiten des Lebens in unserer schönen Leistungsgesellschaft. Die Serie nimmt sich heraus, das alles mal vom Tode her zu betrachten - und kündigt die Solidarität mit ihrer Heldin, die auf Familie, Job und Erfolgsstreben von Anfang an keinen Bock hatte, nie auf. Erst als Untote wird sie, mit der Fähigkeit zur weit reichenden Distanzierung, so richtig lebendig.

"Dead Like Me" wurde 2004 nach zwei Staffeln - nur die erste liegt jetzt in deutscher Version vor - vom Sender Showtime eingestellt. RTL 2 hat die Rechte erworben, die Serie aber nie gesendet. Auf Drängen der vielen Fans wurde gerade ein Direct-to-DVD-Film abgedreht. Bei großer Resonanz wird "Dead Like Me", so ist zu hören, mit etwas verändertem Konzept dann auch im Fernsehen fortgesetzt. Wenigen Fernsehserien wäre ein solches Leben nach dem Tod mehr zu wünschen.

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