Steuer: Das Geld wird weiblich

Niedrigere Steuersätze für Frauen? Richtige Debatte, falsche Idee.

Viel wurde in den vergangenen Wochen geredet über das Verhältnis von Frauen und Geld. Der Tenor der Debatte lautete: Unser Abgaben- und Besteuerungssystem ist so angelegt, dass Frauen entmutigt werden, neben ihren Ehemännern allzu viel eigenes Geld zu erwirtschaften. Frauen verdienen zudem im Schnitt weniger, obwohl sie gleich qualifiziert sind. Die Grünen-Politikerin Antje Hermenau forderte deshalb jetzt sogar im Massenblatt Bild am Sonntag, für Frauen müssten grundsätzlich niedrigere Steuersätze gelten, weil sie auf dem Jobmarkt benachteiligt seien.

Mit diesem Vorschlag gleitet die Debatte nun ins Exotische ab. Dabei ist das Thema viel zu ernst: Der Gedanke nämlich, dass sich Frauen künftig mehr um ihr eigenes Geld kümmern müssen, wird nicht mehr aus der öffentlichen Diskussion zu verbannen sein und auch nicht aus der privaten Lebensplanung. Die anstehende Reform des Unterhaltsrechts legt Frauen eine größere Verpflichtung auf, sich um Erwerbsarbeit zu kümmern. Die Flucht vor den Härten des Arbeitsmarktes in die Versorgung des Heiratsmarktes funktioniert nicht mehr in einer Gesellschaft mit seriellen Lebenspartnerschaften, in der zudem viele Männer in prekären Jobs landen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch das Steuer- und Abgabenrecht so reformiert wird, dass nicht vor allem der Ehemann auf seinem Konto den Löwenanteil des Ehegattensplittings wiederfindet. Ehefrauen haben bislang nur wenig Motivation, aus dem Minijob in eine höher dotierte Stelle zu wechseln. Aber: Das Geld wird weiblicher.

Für die Männer hat diese Entwicklung zwar etwas Bedrohliches, weil Frauen künftig verstärkt als KonkurrentInnen auf dem Jobmarkt auftreten. Privat aber könnte es für die Männer auch eine Entlastung sein, in ihrer Lebensplanung nicht mehr auf die Rolle des Hauptverdieners festgelegt zu werden und dies auch nicht mehr durch unser Steuer- und Abgabensystem nahegelegt zu bekommen.

Und für die Frauen, die sich auf dem Jobmarkt behaupten müssen? Machen wir uns nichts vor: Es wird auf jeden Fall sehr anstrengend werden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.