Feinstaubwerte kaum gesunken

Die Aktionspläne gegen Feinstaub zeigen bislang wenig Wirkung. Städte überschreiten Grenzwerte trotz Fahrverboten und Nassreinigungen. Landesumweltamt: „Wetter spielt auch eine Rolle“

VON GESA SCHÖLGENS

Die Belastung der Luft mit krank machendem Feinstaub nimmt nicht ab. In mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen werden die zulässigen Grenzwerte weiterhin überschritten. Die Aktionspläne mit Fahrverboten für LKW, neuen Ampelschaltungen und Nassreinigung zeigen bislang wenig bis gar keine Wirkung. Am meisten Überschreitungstage zählen Düsseldorf, Dortmund, Essen und Duisburg.

„Wir hatten allein in der vergangenen Woche wieder vier Überschreitungen“, sagt Wilhelm Grote, Leiter des Dortmunder Umweltamtes. Der Aktionsplan habe bislang keine drastische Verbesserung gebracht. Auf der stark belasteten Brackeler Straße wurde nun das Fahrverbot auf LKW ab 3,5 Tonnen ausgeweitet. Ob das nützt, bleibt fraglich. Grote fürchtet, dass der Verkehr anderswo zunehmen könnte. Zudem werde nur an zwei Stellen gemessen und in dem Bereich eine Luftreinigung angestrebt. „Mit Nachhaltigkeit hat das nichts zu tun“, kritisiert Grote.

In Essen sieht es ähnlich staubig aus. Der Aktionsplan an der Gladbecker Straße hat laut Umweltamt bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Am vergangenen Wochenende wurde der zulässige Grenzwert zum 49. Mal überschritten.

„Die Fahrverbote und Nassreinigungen bewirken wenig“, sagt auch Peter Heise, Immissions-Experte beim Duisburger Umweltamt. In Duisburg verursache allein die Industrie ein Drittel der Emissionen. Diese Ausstöße müssten deutlich reduziert werden. Eine gute Lösung für den Verkehr seien „Umweltzonen“, in denen nur schadstoffarme Fahrzeuge fahren dürfen. „Allerdings wird das nur schwer umsetzbar sein“, fürchtet Heise.

Das Landesumweltamt (Lua) untersucht momentan den Einfluss des Aktionsplans auf den Verkehr in Nordrhein-Westfalen. Noch sind die Messwerte nicht vollständig ausgewertet. Fest stehe aber: „Eine deutliche Absenkung der Feinstaubwerte macht sich bisher nicht bemerkbar“, sagt Lua-Sprecherin Babette Winter. Allerdings seien die Aktionspläne auch erst seit Ende Juni in Kraft. Neben dem Verkehr spiele auch das Wetter eine wichtige Rolle, so Winter. In den Herbst- und Wintermonaten sei die Belastung aufgrund eines geringen Luftaustauschs höher als im Sommer. Zudem habe es in vergangener Zeit kaum Wind und Regen gegeben.

Eine weitere Verschärfung der Aktionspläne hält Winter für unwahrscheinlich. „Irgendwann stoßen die Kommunen an ihre Grenzen“, so die Sprecherin. Besonders im Ruhrgebiet sei dann ein neues, großflächiges Verkehrskonzept notwendig.

Eine gesetzlich vorgeschriebene und verbesserte Rußfiltertechnik für Fahrzeuge fordert der Düsseldorfer Umweltamt-Leiter Werner Görtz. Von einem totalen Misserfolg des Aktionsplans will Görtz aber nicht sprechen: „Ohne hätten wir in Düsseldorf sicher 20 Überschreitungstage mehr gehabt“.