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Union am Ball Foto: imago

Kleine Auferstehungam Ostersonntag

FUSSBALL Union ringt die Roten Teufel aus Kaiserslautern nieder und ist damit wieder auf einem Aufstiegsrang

Union, das macht den Klub auch für Nichtauskenner im Fußball interessant, ist ein Geschichtenverein. Er liefert Storys, Anekdoten und Nachschub für unnützes Wissen ohne Ende. So sehr, dass oft schon der Sport in den Hintergrund trat. In dieser Saison scheint es jedoch zu einem Ausgleich zu kommen. Die Geschichten, die die Mannschaft schreibt, lösen ähnliche Verblüffung aus wie die von den Fans geschriebenen Geschichten. Unter Cheftrainer Keller hat sich das Team dermaßen entwickelt, dass es ernsthaft an die Pforte des Oberhauses anklopft. Nur, kaum war das Klopfen so laut geworden, dass es selbst den nicht so hellhörigen Unionfans in den Ohren liegt, kam der Dämpfer: bloß ein Punkt aus den letzten drei Spielen. Das reichte, um die Kirche mal wieder im Dorf zu lassen.

Womit wir bei der Ausgangslage für das FCK-Spiel wären. Klassisches Aprilwetter – wechselhaft wie zuletzt die Leistung der Eisernen und damit die Fanstimmung. Würde es gegen Kaiserslautern eine Auferstehung als Erstligakandidat geben, gar einen lockeren Osterspaziergang auf dem Weg zurück in die Top-drei-Ränge?

Entfesselter Angriffssturm

Was das Lockermachen anging, legten zunächst die Fans vor. Auf der Waldseite, wo vor Wochen das auch schon wieder berühmte „Scheiße … wir steigen auf“-Plakat aus den Reihen wuchs, gab es keine derartige Andeutung mehr beim Einlaufen der Mannschaft. Bloß keinen Druck machen, als wüsste nicht jeder im Stadion an diesem Tag, dass Union unbedingt drei Punkte bräuchte, um besagtes „Scheiße …“-Spruchband doch wieder hervorholen zu können. Als wären sie wirklich von Erwartungen befreit, legten die Rot-Weißen – inklusive des wieder genesenen Fürstner – mit Anpfiff famos los. Pressing, Ballabknöpfen, Passen, Rennen, Schießen – ein entfesselter Angriffssturm fegte über den Platz in Richtung des Gästefanblocks, an dem ein Zaunplakat das einzige Abwehrbollwerk zu sein schien: „1. FC Kaiserslautern. Unzerstörbar“. Als wollten die Eisernen den sogenannten Roten Teufeln diesen Quatsch austreiben, ballerten sie im Minu­tenabstand aufs FCK-Tor. Skrzybski – der seinen Vertrag bis 2020 verlängert hat – nach 51 Sekunden, danach Polter und so fort. Wenn sie nicht geballert hätten, sondern mit mehr Coolness geschossen, hätte es nach acht Minuten drei null gestanden.

Offenbar aber waren die Ungestümen selbst ein wenig überrascht, wie fix und frei sie vorm gegnerischen Kasten auftauchten. So wanderte schon nach knapp zehn Minuten jene Floskel durch die Köpfe von 90 Prozent der 21.379 Zuschauer, die gewöhnlich erst nach einer Halbzeit auftaucht: Wenn sich das mal nicht rächt! Aber es kam noch dicker. Nachdem alle Großchancen versiebt waren, stocherte Kreilach – der Mann, der zuletzt innerhalb einer Woche zwei Eigentore fabrizierte und auch noch Geburtstag hat – den Ball mit der Fußspitze ins Tor. Ins richtige. 1:0.

Danach war erst mal Ruhe im Karton, das Spiel gestaltete sich auf unterhaltsame Weise gemächlicher. Nach der Pause Ungestüm Union reloaded – bis die Fußballbinse wahr wurde. Nach erneut etlichen Union-Chancen heißt es plötzlich 1:1. Noch 20 Minuten Zeit, in denen der Schiri seinen Nimbus aufbaute, kein Heimschiedsrichter zu sein: einen klaren Elfer nicht gegeben und zwei Union-Tore aberkannt, darunter ein reguläres. Doch dann folgt das kleine Osterwunder, was kein Wunder ist, sondern nur Gerechtigkeit und neue Qualität der Eisernen – den Sieg erzwingen. In der 85. wuchtete Polter den Ball per Kopf über die Linie und zwei Minuten später erhöhte der gerade eingewechselte Hosiner.

Gunnar Leue