Zu wenig Lehrstellen

AUSBILDUNG Trotz freier Plätze bei der Kammer ist die Mehrheit der Bewerber noch nicht versorgt

Alle Jahre wieder gibt es Verwirrung um die Ausbildungszahlen. Die Handelskammer meldete in dieser Woche, es gebe noch fast 1.000 offene Lehrstellen. Gemeinsam mit Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) startete Handelskammer-Präses Tobias Bergmann eine Werbekampagne. Die beiden deckten um die Wette einen Restaurant-Tisch und ließen sich von einem Lehrling bewerten. In den nächsten Wochen soll diese Wett-Aktion mit den Fraktionsspitzen der sechs Bürgerschaftsparteien wiederholt werden.

Veit appellierte an die Schulabgänger, sich bei der Kammer über freie Lehrstellen zu informieren. „Eine abgeschlossen Ausbildung kann eine große Bereicherung sein, selbst wenn man später in eine andere Richtung geht“, sagte sie. Freie Plätze gebe es vor allem noch im Bereich Büromanagement und Lagerlogistik, teilte die Kammer mit.

Kai Beiderwieden nennt diese Kampagne „Augenwischerei“. „Da darf man auf gar keinen Fall mitmachen“, findet der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Bildung der Hamburger Linkspartei. „Viele Jugendliche stehen vor der Tür und werden nicht genommen.“ Die Fraktionschefs sollten lieber in Abschlussklassen gehen und dort mit den Schülern reden, sagt Beiderwieden.

Der Berufsschullehrer stützt sich auf die in dieser Woche veröffentlichten Zahlen der Arbeitsagentur. Demnach hatten Ende Juli von 9.304 gemeldeten Bewerbern erst 2.721 eine Lehrstelle bekommen. Jedoch sind auch der Arbeitsagentur mit 10.942 Ausbildungsstellen über tausend Plätze mehr gemeldet als Bewerber.

Doch von diesen gingen etwa 40 Prozent an Bewerber aus dem Umland. „Man kann keinesfalls davon reden, dass die Lage auf dem Ausbildungsmarkt gut ist“, sagt Beiderwieden. „Nötig sind deshalb staatliche Ausbilungsplätze.“ KAJ