Die Wahrheit: „Ich kenne Trump und Putin nicht!“

Das Wahrheit-Interview: Gerald Winkel aus Goslar will ein einfacher Bürger sein, ist aber in Wirklichkeit der meistgehasste Mann der Welt.

Mann im Schattenriss

Er ist weltbekannt, will dennoch nicht erkannt werden: Gerald Winkel Foto: Reuters

taz: Herr Winkel, wie fühlt es sich an, von Milliarden Menschen auf der Welt gehasst zu werden?

Gerald Winkel: Ich? Werde von Milliarden Menschen gehasst? Wie kommen Sie denn darauf? Da gibt es doch noch Putin oder Trump. Die werden bestimmt viel mehr gehasst als ausgerechnet ich.

Aber, Herr Winkel, Sie sehen aus wie eine Mischung aus Frodo Beutlin und Till Schweiger, und allein das nervt die Öffentlichkeit schon extrem.

Ich sehe aus wie ich: Gerald Winkel. Punkt.

Rechthaberisch sind Sie also auch noch?

Ich verbitte mir das!

Verbieten können Sie gut, nicht wahr?

Was wollen Sie überhaupt?

Herausfinden, warum Sie der meistgehasste Mann der Welt sind.

Ich bin doch nur ein einfacher Bürger aus Goslar im schönen Harz …

Ha, da haben wir’s!

Was? Was haben wir?

Sie bezeichnen sich also als einfachen Bürger?

Ja, das bin ich doch auch. Ich bin Finanzsachbearbeiter im einfachen Dienst, Besoldungsgruppe A6.

Da kommen wir der Sache endlich auf die Spur: Als Finanzsachbearbeiter sind Sie nicht gerade beliebt, oder?

Was heißt hier „beliebt“?

Zumindest sind Sie beleibt.

Beleibt?

Man kann Sie mit Ihrem rundlichen Körperbau durchaus als „beleibt“ bezeichnen, nicht wahr?

Lassen Sie meinen Körper aus dem Spiel!

Also mögen Sie Ihren Bauch nicht?

Natürlich mag ich meinen Bauch.

Aber Sie wollen nicht über ihn sprechen?

Das tut doch hier nichts zur Sache.

Für uns schon. Schließlich sind Sie der meistgehasste Mann der Welt, da muss es doch einen Zusammenhang geben. Sehen Sie das nicht so?

Ich sehe nur, dass Sie besser Herrn Trump oder Herrn Putin interviewen sollten.

Sie sind also ein Anhänger der beiden?

Nein, bin ich nicht.

Sie leugnen demzufolge Ihre Verbindung zu den beiden gefährlichsten Männern der Welt?

Ich kenne die gar nicht.

Sie vergleichen sich doch nicht etwa mit Kennedy?

Kennedy?

Sie haben gerade gesagt: „Ich Kennedy …“ Und eben haben Sie verlangt, wir sollten uns an Trump und Putin wenden.

Ich habe nur gesagt …

Sie weichen uns aus. Langsam verstehen wir, warum Sie der meistgehasste Mann der Welt sind. Können Sie denn den Rest der Menschheit verstehen, der so denkt?

Ich habe mir noch nie Gedanken gemacht über den Rest der Menschheit.

Und da liegt höchstwahrscheinlich der Kern des Pudels begraben: Sie machen sich also keine Gedanken?

Ich denke schon nach …

Aber nicht ausreichend, oder? Da draußen in der Welt gibt es schließlich Probleme über Probleme: Klimawandel, der Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Inflation und, und, und. Und Sie ignorieren das alles einfach?

Was soll ich als kleiner Mann denn da tun?

Sie bezeichnen sich als klein?

Aber das bin ich doch auch, eher klein: 1,68 Meter.

Und so gehen Sie wohl an alles heran? Immer schön aus der Froschperspektive auf die Dinge gucken, und dann mit nichts zu tun haben wollen, nicht wahr?

Sie haben recht, ich könnte mich wirklich etwas mehr engagieren …

Aber Ihre Freunde Putin und Trump sind wohl dagegen?

Das sind überhaupt nicht meine Freunde!

Das behaupten Sie!

Hören Sie …

Wer auf Sie hört, ist doch schon verloren. Glauben Sie nicht?

Ich glaube, ich beende jetzt das Gespräch.

Das haben wir uns gedacht. Wenn wir zu einem wesentlichen Punkt kommen, dann weichen Sie aus und kippen die Sache. Vielen Dank dennoch für das Gespräch, das alles in allem sehr aufschlussreich war. Wir jedenfalls hassen Sie jetzt noch viel mehr.

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kari

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