Meppener Fußballerinnen zurück in Liga 1: Keine Chance, also nutzen!

Mit einer Niederlage gegen den SC Freiburg ist der SV Meppen in die Frauen-Bundesligasaison gestartet. An Spiel oder Motivation lag das aber nicht.

Lydia Andrade vom SV Meppen freut sich nach ihrem Treffer zum 1:0

Guter Anfang: Lydia Andrade (SV Meppen) freut sich über ihr 1:0, am Ende gewann aber der SC Freiburg Foto: Werner Scholz/Imago

MEPPEN taz | Begeisterung für den Frauenfußball auch im Emsland: Die will Lisa-Marie Weiss erkannt haben, Abwehrspielerin des SV Meppen. Ursache für diese Begeisterung ist demnach – neben dem erfolgreichen Abschneiden des deutschen Fußball-Frauenteams bei der Europameisterschaft – der neuerliche Meppener Aufstieg in Bundesliga eins. SV-Trainerin Caren Bakhuis vergleicht die Lage gar mit dem Jahr 2017: Damals wurden die niederländischen Frauen Europameisterinnen.

In den Zuschauerzahlen hat sich das noch nicht überall niedergeschlagen. Bei strömenden Regen saßen am Sonntag nun nur knapp 1.000 Zuschauer auf der einzigen, geöffneten Tribüne der Meppener Hänsch-Arena; darunter einige Schulkinder, die Freikarten erhalten hatten.

Dabei war das Spiel der Meppenerinnen begeisternd: Sie spielten als Team, agierten offensiv, waren spritzig, kombinationsstark und druckvoll im Angriff; kämpferisch und diszipliniert in der Abwehr. Sie ließen sich nicht von der robusten Spielweise der Freiburgerinnen beeindrucken, stürmten vielmehr munter drauf los.

Angefeuert wurden sie dabei von ihrer Trainerin: Bakhuis’ lautstarke Anfeuerungsrufe hallten immer wieder durch die fast leere Arena – so wie die Rufe eines einzelnen Meppener Fans. Die Atmosphäre im Stadion glich ein wenig dem Fußball im Lockdown.

Das Ziel: drin bleiben

Unter den zwölf Teams der Frauen-Bundesliga gilt der SV Meppen neben dem MSV Duisburg und Werder Bremen als Abstiegskandidat. Das Schicksal, auf- und gleich wieder abzusteigen, haben die Emsländerinnen vor zwei Jahren bereits erlebt. „Da haben wir nur geschaut, was auf uns zu kommt“, sagt Abwehrspielerin Weiss. „Jetzt ist der Klassenerhalt das Ziel.“

Aus dem Abstieg habe das Team gelernt, welche Fehler es vermeiden müsse. Außerdem sei das Bewusstsein vorhanden, dass der kleine SV Meppen auch bei großen Vereinen punkten könne, so Weiss weiter. „Wir müssen aber vor allem bei direkten Konkurrenten Punkte holen.“

Aus ihren Worten spricht die Erfahrung einer lehrreichen Saison in der Bundesliga. Mit 24 Jahren ist Weiss die Älteste in der Meppener Abwehrreihe. Das sieht sie nicht als Nachteil: „Die jungen Spielerinnen sind gut ausgebildet und super motiviert.“

Auch Trainerin Carin Bakhuis ist jung – und neu in der Bundesliga. Die 32-jährige Niederländerin arbeitete beim FC Twente Enschede als Co-Trainerin von Tommy Stroot, derzeit Coach des VfL Wolfsburg, sowie von Robert de Pauw, neuer Trainer bei Bayer Leverkusen. Auf Bakhuis wartet an der Ems viel Arbeit.

Auf die drei erfolgreichsten Torschützinnen der Vorsaison nämlich muss sie verzichten: Alexandra Emmerling und Agnieszka Winczo haben den Verein verlassen. Isabella Jaron, die zweitbeste SVM-Torschützin der vergangenen Saison, fällt verletzungsbedingt aus – Kreuzbandriss.

Sehr junger Kader

Wie will die Trainerin den direkten Wiederabstieg vermeiden? „Nicht nur die Spielerinnen, die schon mal abgestiegen sind, haben viel Bock auf die Bundesliga“, sagt Bakhuis. Sie besäßen die Erfahrung und Erkenntnisse aus dem ersten Bundesligajahr. Noch befinde sich das Team aber in einer Kennenlern-Phase, sei also noch nicht dort, wo es hin soll. „Aber wir sind auf einem guten Weg.“

Dass vor allem junge Spielerinnen das Team bilden, ist der finanziellen Situation in Meppen geschuldet. Die sei anders als bei anderen Bundesligisten, sagt Carin Bakhuis. Trotz des Durchschnittsalters von nur knapp 23 Jahren stimme aber die Balance im Team. Der SV Meppen hat Neuzugänge verpflichtet, die im Schnitt in genau dieser Altersgruppe liegen, und mit Kristina Maksuti ist immerhin eine Spielerin dabei, die über internationale Erfahrung verfügt.

In Summe könne der Kader mehr als 250 Bundesliga-Spiele in die Waagschale werfen, heißt es von Vereinsseite. Ob das reicht? Beim Auftaktgegner SC Freiburg übertreffen allein die Spielerinnen Hasret Kayikci, Lisa Karl und Janina Minge diese Zahl; ihre ungleich größere Erfahrung konnten die Freiburgerinnen am Sonntag erfolgreich ausspielen. Letztlich hatten sie aber auch das Glück auf ihrer Seite.

„Wir müssen zusammenhalten und die Chancen nutzen, die wir bekommen“, sagt Meppens Coach Bakhuis. Das Spiel gegen Freiburg konnte der SV zumindest ausgeglichen gestalten. Es wird nun darauf ankommen, wie schnell die Meppenerinnen den angesprochenen Lernprozess durchlaufen und sich an die Schnelligkeit der Ersten Liga gewöhnen.

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