Kollaps der Kryptowährungen: Geld ist was anderes

Kryptowährungen stehen vor dem Aus. Dabei war von Anfang an klar, dass sie bloßes Hirngespinst sind – unterstützt von ein paar Gläubigen.

Ein Mann steht auf einer Messe mit der Aufschrift "Bitcoin" auf seinem Hemd

Krypto-Messen (wie hier im November in San Salvador) dürfte es bald weniger geben Foto: reuters /José Cabezas

Das Jahresende naht, also beginnt die Zeit der Rückschauen. Ein Abschied steht schon jetzt fest: der von den Kryptowährungen. Im jetzt zu Ende gehenden Jahr haben sie dramatisch an Wert verloren, allein Bitcoin brach um fast 65 Prozent ein. Außerdem kollabierte die Krypto-Börse FTX, die Krypto-Bank Celsius ging Bankrott, und die Digitalwährung Terra-Luna ist inzwischen auch von gestern. Millionen Kunden sind fassungslos, dass sie Milliarden an Dollar verloren haben.

Es ist jedoch keine Überraschung, dass die Kryptowährungen kollabieren. Von Anfang an war klar, dass sie kein Geld sind – sondern ein bloßes Hirngespinst. Allerdings konnte sich dieser Hype erstaunlich lange halten. Bitcoin wurde schon 2008 erfunden und ist erst jetzt entzaubert.

Bitcoins versprachen nämlich eine schöne neue Welt: Sie wirkten wie eine „demokratische“ Währung, die nur ihren Nutzern gehören würde. Nicht mehr der Staat oder die Banken sollten das Geld kontrollieren, sondern gleichberechtigte Bürger an ihren Computern. Bitcoins werden „geschürft“, indem Rechner komplizierte Algorithmen lösen, wobei die Software so gestaltet ist, dass maximal 21 Millionen Bitcoins entstehen können. Bitcoin-Fans glauben, dies würde ihre digitale Währung sicherer machen. Tatsächlich folgt aus dieser absoluten Obergrenze, dass Bitcoins gar kein Geld sind.

Zum Wesen des Geldes gehört, dass es sich der Nachfrage anpassen und bei Bedarf expandieren kann. Wenn die Wirtschaft wächst, nimmt auch die umlaufende Geldmenge zu. Deswegen steigt der Kurs des Geldes auch nicht, wie es die Bitcoins zwischenzeitlich taten. Vom Euro hat man noch nie gehört, dass er pro Stück 16.000 Dollar wert wäre.

Die Wirtschaft würde sofort stranguliert, wenn es nur die endliche Menge der Kryptowährungen gäbe. Also kam es, wie es kommen musste: In der realen Welt lief weiterhin das normale Geld um. Von den Kryptowährungen war nur eine kleine Gemeinde von Gläubigen überzeugt, die nie richtig verstanden hat, wie Geld funktioniert. Viele sind nun schmerzhaft aufgewacht.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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