Hundemitnahme in Zügen: Bahn fahren mit Hund ist der Hammer

Wer schon mal versucht hat, ein Hundeticket für die Bahn zu kaufen, weiß, wo Tierliebe aufhört. Bald soll es besser werden, hofft unsere Autorin.

Eine amerikanische Bulldogge steht im ICE im Gang

Wohin mit dem Hund im Zug, er braucht ein Ticket, bekommt aber keinen Platz Foto: Action Pictures/imago

Die gute Nachricht zuerst: Es ist 2023 und endlich möglich, bei der Deutschen Bahn online eine Fahrkarte für Hunde zu kaufen! Also so richtig online, nicht halb analog wie bisher, als zwar eine Onlinebuchung möglich war, das Ticket aber erst Tage später mit der Post ankam, zuzüglich 5,90 Euro Porto, oder man alternativ Wochen vor der Reise extra ins DB-Reisezentrum oder zum Automaten fahren musste, wenn man noch einen Sparpreis ergattern wollte.

Hundebesitzer:innen, die bei diesem Bürokratiewahnsinn nicht mitmachen wollten und stattdessen in der App ein Kinderticket kauften, das genauso viel kostet, fanden sich regelmäßig in absurden Diskussionen mit Zug­be­glei­te­r:in­nen wieder. „Das Ticket gilt nicht für den Hund.“ – „Warum?“ – „Weil da ‚Kind‘ steht.“ – „Aber der Preis ist doch der gleiche.“ – „Ja, aber das ist ein Hund.“ – „Ich weiß. Aber der Preis …“ Ein Bekannter musste deshalb mal 60 Euro Strafe zahlen.

Aber jetzt wird ja alles besser! Ach nee, doch nicht. Denn die Reisebedingungen sind nach wie vor eine Zumutung. Für die Mitnahme eines Hundes, der nicht in eine Transportbox passt, wird der halbe Fahrpreis fällig, von Berlin nach München sind das im Flexpreis-Tarif satte 76 Euro. Während große Koffer kostenlos befördert werden, zahlt ein Hund so viel wie ein Kind, hat aber im Gegensatz zu diesem keinen Anspruch auf einen Sitzplatz. Nicht falsch verstehen: Dass Hunde aus Hygienegründen nicht auf den Sitz dürfen, ist klar, aber irgendwo müssen sie ja hin. Nur wo?

Mein Hund kann einige Tricks – aber sich auf Befehl klein zaubern gehört nicht dazu

„Bitte beachten Sie, dass Hunde immer vor/unter/neben Ihrem Sitzplatz sitzen oder liegen müssen“, heißt es bei der Bahn. Mein Hund, der aufgrund seiner Größe eine eigene Fahrkarte braucht, soll also dort liegen, wo nicht mal mein Rucksack hinpasst. Er kann zwar einige Tricks – aber sich auf Befehl klein zaubern gehört nicht dazu.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Auch eine Sitzplatzreservierung hilft nicht weiter

Viele reservieren deshalb einen zusätzlichen Sitzplatz, vor dem ihr Hund auf dem Boden liegen kann. Aber was, wenn der Zug voll ist? „Es sollen keine Sitzplätze unnötig leer bleiben, wenn andere Reisende dafür stehen müssen“, schreibt eine Sprecherin der Bahn auf Anfrage, und weist darauf hin, dass man den reservierten Sitzplatz nach 15 Minuten anderen Reisenden zur Verfügung stellen müsse. Die 4,50 Euro kann man sich also sparen.

Mein Hund liegt deshalb meistens im Gang, wo die anderen Mitreisenden über ihn drübersteigen müssen. Zum Glück haben wir im Zug noch nie meine – durchaus geschätzte – Kollegin getroffen, die Hunde an Bord am liebsten verbieten würde. Sie argumentiert unter anderem damit, dass Tier­haar­all­er­gi­ke­r:in­nen unter Hunden leiden. Das stimmt, deshalb das Sitzplatzverbot. Aber öffentliche Verkehrsmittel sind nun mal öffentlicher Raum. Ich verlange ja auch nicht, dass die Erlen in meiner Straße gefällt werden, weil ich Heuschnupfen habe. Im Ernst: Menschen, die ein Problem mit Hunden haben, sollen selbstverständlich unbehelligt Zug fahren können. Aber Hunde und ihre Hal­te­r:in­nen auch.

Die Bahn befördert nach eigener Aussage rund 100.000 Hunde im Jahr. Bei aktuell 10,6 Millionen Hunden in deutschen Haushalten stellt sich die Frage: Wo ist der Rest? Wer mal einen Blick in die Kommentarspalten des Internets geworfen hat, weiß: Die fahren Auto. Weil es nicht nur komfortabler ist für den Hund, sondern auch deutlich günstiger. Wie war das noch, wollten wir nicht weg vom Individualverkehr? Klimakrise und so? Wenn die Bahn wirklich das Klima schützen will, muss das Hundeticket abgeschafft werden. Und wenn ihr das Klima im Zug wichtig ist, braucht es Plätze, an denen Hunde in Ruhe liegen können.

Auf die Fragen, warum Hunde nicht kostenlos mit der Bahn fahren dürfen, woraus sich der Preis für das Hundeticket zusammensetzt und warum es keine Hunde-Bahncard gibt, antwortet die Bahnsprecherin: „Die Entscheidung über die Preisgestaltung fällt grundsätzlich in den Bereich der unternehmerischen Freiheit.“ Außerdem schreibt sie: „Mittlerweile können unsere Kun­d:in­nen auch für ihre Vierbeiner ein Online­ticket mit wenigen Klicks kaufen.“ Nochmals vielen Dank dafür, wirklich! Aber vielleicht ließen sich die restlichen Probleme auch noch lösen. Am besten vor 2050.

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Viele hassen die Bahn. Und viele lieben sie. Oder schätzen sie zumindest. Die Bahn ist die ökologischere Alternative zu Auto und Flugzeug, das wird den Leuten doch immer klarer. Ohne die Bahn wird aus der Verkehrswende nichts. Mit dem 49-Euro-Ticket, das ab dem 1. Mai gilt, versucht die Bundesregierung, dieses veränderte Bewusstsein zu stärken. Grund genug, dass sich die taz der Bahn intensiv widmet.Wieso reiben sich so viele an der Bahn? Wie ist Zugfahren mit Hund? Erinnert sich noch jemand an die Schönheit der Kursbücher? Was ist der Reiz der Knödel im tschechischen Speisewagen? Diese und viel andere Fragen beantwortet die taz nach und nach unter taz.de/bahnspezial

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