Lübeck in die Dritte Liga aufgestiegen: Beim Jubeln soll es bleiben

Gerade erst wieder in der Dritten Liga angekommen, lastet auf der Mannschaft VfB hoher Druck. Und zu Saison-Beginn wartet gleich ein Gegner-Schreck.

Lübecks Trainer Lukas Pfeiffer jubelt

Will in dieser Drittliga-Saison Gründe zum Jubeln liefern: Lübecks Trainer Lukas Pfeiffer (r.) Foto: Michale Schwarz/dpa

LÜBECK taz | Vorfreude auf ein Spiel gegen den SV Sandhausen? Das ist eher nicht so verbreitet, denn der Fußballverein aus der 15.000-Einwohner-Stadt nahe Heidelberg war in der vergangenen elf Jahren ein ziemlicher Abtörner für die gegnerischen Klubs, sowohl in der Zweiten Liga als auch als Gegner im DFB-Pokal. Nur ganz weit oben im Norden Deutschlands, in Lübeck und um Lübeck herum, sieht es anders aus. Der VfB Lübeck und seine Fans fiebern dem Spiel gegen den SVS sogar entgegen.

Sandhausen ist am 5. August der erste Gegner für die Mannschaft des VfB Lübeck nach deren Rückkehr in die Dritte Liga. Und Lübeck-Trainer Lukas Pfeiffer sieht diese Partie gleich zu Beginn der Saison als Chance, um einschätzen zu können, wo seine Mannschaft derzeit steht. Zu Recht, denn immerhin hat der SVS elf Jahre lang in der Zweiten Fußball-Bundesliga gespielt und ist gerade erst abgestiegen.

Lübeck ist aus der entgegengesetzten Richtung in die Dritte Liga gekommen, ist gerade aus der viertklassigen Regionalliga Nord aufgestiegen. Beim 1919 gegründeten und bereits durch zwei Insolvenzen gegangenen Verein wären eigentlich alle schon rundum glücklich, wenn sich die Mannschaft länger in der Drittklassigkeit halten könnte als beim letzten Aufstieg im Jahr 2020. Dafür müsste nun der Klassenerhalt gelingen, was aber leichter gesagt sein dürfte als getan.

Man erinnere sich da nur an den vergangenen Versuch, erstmals nach 2008 in der Dritten Liga wieder Fuß zu fassen. Vor drei Jahren waren die Grün-Weißen damit allerdings überfordert, vor allem zu Saisonbeginn. Nach einer Saison ging es wieder abwärts.

Aufstieg in Dritte Liga war besonders

Jetzt sei aber vieles anders, sagt Kapitän Tommy Grupe, der schon damals dabei gewesen war. Allein die Art des Aufstiegs unterscheide sich erheblich von dem im Jahr 2020, sagt der 31 Jahre alte Abwehrchef: „Wir haben den Aufstieg in Drochtersen geschafft und durften dann mit unseren Fans feiern – ein geiles Erlebnis. Das ist natürlich etwas ganz anderes, als wenn du einen Anruf erhältst und du gesagt bekommst: ‚Ihr seid jetzt aufgestiegen.‘“

Grupe spielt darauf an, dass vor drei Jahren der Norddeutsche Fußball-Verband (NFV) nach einer coronabedingt abgebrochenen Saison in der Regionalliga Nord den VfB Lübeck zum Aufsteiger ernannt hatte, weil dieser zum Zeitpunkt des Abbruchs Mitte März in der Tabelle auf Rang eins gestanden hatte.

Dieses Mal gelang der Sprung nach oben schon am viertletzten Spieltag. „Wir haben das Spiel direkt danach zwar verloren, sind aber dann doch noch Meister geworden. Das beschreibt uns auch als Mannschaft – es zeigt, dass wir immer mehr erreichen wollen“, sagt Grupe. „Und da wir uns auch noch für den DFB-Pokal qualifiziert haben, lief die letzte Saison richtig gut. Daran wollen wir anknüpfen.“

Das Team sei gut verstärkt worden, auch in der Breite sei der Kader jetzt besser aufgestellt. „Ich sehe uns da eigentlich ganz gut gewappnet für die Dritte Liga. Der ganze Verein freut sich darauf“, sagt Grupe. „Wir hatten eine Coronasaison, in der wir Dritte Liga gespielt haben. Jetzt auf der Lohmühle mit Zuschauern, das ist ein großes Erlebnis für uns alle.“

DFB-Pokal: Lübeck muss gegen Hoffenheim ran

Das gilt gewiss auch für den DFB-Pokal, in dem es am 14. August in der ersten Runde gegen den Bundesligisten Hoffenheim geht. Für den VfB Lübeck ist das nicht nur sportlich, sondern auch finanziell ein Erfolg. Bringt doch allein die Teilnahme am DFB-Pokal mehr als 200.000 Euro für den Verein, der seit vielen Jahren genau rechnen muss.

Bei der Zusammensetzung des Lübecker Kaders wurde viel Wert auf Erfahrung gesetzt. Hanno Behrens (33 Jahre), Ulrich Taffertshofer (31) und der frühere FC-St.-Pauli-Profi Jean-Marc Schneider (29) wurden geholt. Im Kader finden sich auch noch die Routiniers Mirko Boland (36), Grupe (31) und Jannik Löhden (34).

Erfahrung allein hievt ein Team aber nicht auf ein anderes Level. Gerade beim Thema Spielschnelligkeit bleiben einige Zweifel an der Drittliga-Tauglichkeit, das offenbarte der Test gegen den dänischen Zweitligisten Aalborg BK (1:4). „Wir haben auch schon ein bisschen Geschwindigkeit auf dem Platz“, hält VfB-Trainer Pfeiffer dagegen. „Akono Cyrill ist schnell, Marius Hauptmann, Robin Kölle. Aber wir wollen natürlich auch ein paar erfahrene Jungs haben, die Spieldynamiken erkennen und die sich auch von einem 0:2 nicht einschüchtern lassen. Deswegen ist ein guter Mix gefragt.“

Dass er eine gute Mischung hat, davon ist der 32-jährige Trainer überzeugt. „Wir haben uns gut verstärkt. Trotzdem braucht es, bis die Räder ineinander greifen. Ich glaube, dass wir gut davor sein werden“, sagte Pfeiffer.

VfB-Trainer fehlt noch A-Lizenz

Er hat den VfB Lübeck in der vergangenen Saison zum Aufstieg geführt, die notwendige Trainerlizenz für die Dritte Liga fehlt ihm allerdings noch immer. Schuld daran: Corona.

„Der Ball ist beim DFB. Wir warten, was da auf uns zukommt. Ich gehe nicht davon aus, dass es mit Punktabzug bestraft wird“, sagte Pfeiffer, der schon eine Zusage zu einem Lehrgang für die A-Lizenz hatte, bevor die Folgen der Pandemie alle Termine durcheinanderwirbelten. Anschließend wurden die Zulassungsbedingungen für die Teilnahme an A-Lizenz-Lehrgängen verändert. Pfeiffer steht im neuen Punktesystem weiter hinten, ist aber entschlossen: „Ich bin bereit, es zu machen, auch parallel zu meiner Trainertätigkeit. Es ist ein Weg für mich, den ich gehen muss und auch gehen werde.“

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