Islamismus und Fußball: Sie wollen die Moderne auslöschen

Der tödliche Hass von Islamisten trifft Konzerte und Festivals. In Berlin folgt der TuS Makkabi dem Rat, zunächst alle Wettbewerbe ausfallen zu lassen.

Blumen und Kerzen auf dem Gehweg zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge in Paris am 15. November 2015

Gedenken: In der Terrornacht von Paris 2015 war auch ein Anschlag auf das Stade de France geplant Foto: Müller-Stauffenberg/imago

Dieses Mal war es ein Rave. Es sind beinah immer Orte und Veranstaltungen, die etwas mit der Liebe zum Leben zu tun haben, die sich islamistische Terroristen als Ziele ausgesucht haben. Nach dem Überfall auf die Besucher des Rave-Festivals in der Wüste Negev zogen die Terroristen der Hamas weiter durch israelische Ortschaften, töteten, vergewaltigten, entführten Menschen von der Straße weg oder in ihren Wohnungen. Ein antisemitisches Pogrom. Es gehört zum Hass dieser Leute, dass sie Menschen dort angreifen, wo diese leben, im öffentlichen Raum, der doch allen gehört. Doch außerdem wollen Islamisten Juden vertreiben, auslöschen.

In Berlin folgt der TuS Makkabi dem Rat, zunächst alle Wettbewerbe ausfallen zu lassen: keine Ligaspiele, keine Wettkämpfe in anderen Sportarten. Die Gefahr, dass jüdische Sportler angepöbelt werden, ist sehr realistisch. Und die Gefahr, dass noch Schlimmeres passieren kann als Pöbeleien, ist auch da.

Der Fußball gehört zu den schönen Dingen des Lebens, die von Islamisten gehasst werden. Vor acht Jahren, 2015, suchten sich Attentäter ein Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland in Paris als Ziel aus. Bei der WM 1998 in Frankreich wurden Anschlagspläne auf ein Vorrundenspiel in Marseille vereitelt: Terroristen wollten gezielt englische Nationalspieler ermorden. Die Authentizität dieser Pläne gilt mittlerweile als sicher; die Journalisten Adam Robinson („Terror on the Pitch“, 2002) und Jürg Altwegg („Ein Tor, in Gottes Namen“, 2006) haben darüber gründlich recherchiert.

Es gibt noch mehr Beispiele, und beinah immer ist es eine Hassliebe, die Terroristen und andere Islamisten ausleben, wenn sie Konzerte, Einkaufsmärkte, Festivals oder Sportveranstaltungen überfallen. Die gelten ihnen als hassenswerte Erscheinungen des Westens, in denen Menschen ihre Bedürfnisse ausleben, Spaß haben und vielleicht auch einmal Haut zeigen. Und zugleich bekämpfen diese Leute ihre eigenen Begierden, die sie glauben, hassen zu müssen, und die sie doch haben – weil sie Menschen sind.

Kicken und töten

Die fünf Männer, die bei der WM 1998 ein Massaker anrichten wollten, waren Fans des französischen Erstligisten Olympique Marseille. Von Bin Laden, dem Kopf und Finanzier der Anschläge von Nine-Eleven 2001, weiß man, dass er manchmal zu Heimspielen von Arsenal London ging, und die Attentäter, die 2015 die Charlie Hebdo-Redaktion sowie die Kunden eines jüdischen Supermarktes ermordeten, hatten ihren Plan fünf Jahre zuvor bei einem gemeinsamen Fußballspiel entwickelt.

Das ist viel Fußballbezug für Menschen, die doch alles, was das Leben schön machen könnte, töten und eliminieren möchten. Selbsthass kann man das Phänomen wohl nennen.

Ohne Antisemitismus kommt dieser Hass selten aus. Auf Juden und Jüdinnen wird all das projiziert, was abgelehnt wird. Das Ziel, das mit dem barbarischen Terrorkrieg, der aktuell stattfindet, verfolgt wird, findet sich im Kulturkampf.

Die Hamas-Kämpfer, die Menschen demütigen, vergewaltigen, entführen und abschlachten, suchen nicht den Anschluss an die politische Architektur des 21. Jahrhunderts. Noch weniger verlangen sie ­Respekt oder Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sie wollen keine ernstzunehmende zeitgenössische politisch-militärische Kraft sein. Ihr Projekt ist die Vernichtung der Moderne, die Auslöschung aller Fortschritte der Gesellschaft, die Eliminierung all dessen, was Menschen unternehmen, um ein schöneres Leben zu haben. Das ist Kultur, das ist Sport, und diesmal war es ein Rave-Festival.

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