Digitaler Euro: Überflüssiges Geld

Die EZB will einen digitalen Euro einführen. Eine PR-Aktion, in der Hoffnung, damit den Hype um Kryptowährungen zu beenden.

Fünzig-Euro-Scheine in einer Hosentasche

Verliert an Bedeutung: Bargeld Foto: Ulich Roth/imago

Digitaler Euro: Das klingt geheimnisvoll. Zumal bisher nur Umrisse zu erkennen sind, denn noch feilt die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrem Konzept. Erst in einigen Jahren soll der digitale Euro kommen. Die zentrale Frage ist, was ein digitaler Euro überhaupt soll? Der Zahlungsverkehr funktioniert auch jetzt. Unter anderem sind im Angebot: Bargeld, Überweisungen, Lastschriften, EC-Karten, Kreditkarten, Paypal. Früher gab’s auch noch Schecks und Wechsel.

Die Welt des Geldes ist in ständigem Wandel. Wer einst Reiseschecks gezückt hat, nimmt heute seine EC-Karte. Da wirkt es modern, dass auch die EZB mit der Zeit gehen und einen digitalen Euro einführen will. Trotzdem bleibt ungeklärt, wofür man dieses Zentralbankgeld brauchen soll.

Bisher sind die Zentralbanken nicht stark ins Alltagsgeschäft involviert, den normalen Geldtransfer wickeln vor allem private Banken ab. Sie führen die Konten, sie vergeben EC- und Kreditkarten. Die Zentralbanken drucken nur die Banknoten – was sie auch künftig tun wollen. Die EZB versichert permanent, dass sie das Bargeld nicht abschaffen möchte.

Den digitalen Euro soll es nur zusätzlich geben. Er soll wie virtuelles Bargeld funktionieren, weil das echte Bargeld an Bedeutung verliert. Diese EZB-Begründung ist seltsam zirkulär: Wenn man Bargeld kaum noch braucht, ist es auch digital überflüssig.

In Wahrheit ist der digitale Euro vor allem eine PR-Maßnahme der EZB, um den Hype rund um die Kryptowährungen zu beenden. Bitcoin oder Ethereum tun so, als wären sie digitales Geld – sind aber spekulative Schneeballsysteme. Die EZB hat recht, wenn sie die Kryptowährungen kritisiert. Trotzdem dürfte ein digitaler Euro diesen Wahnsinn nicht beenden. Denn die Kryptowährungen sind so erfolgreich, weil sie versprechen, ganz ohne Staat auszukommen. Die EZB ist aber bekanntlich eine öffentliche Institution.

Der digitale Euro ist überflüssig. Die Normalbürger brauchen ihn nicht, und die Kryptofans werden sich nicht für ihn interessieren.

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Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).

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