Die Wahrheit: Teerarbeiter vorm Herrn

Zum arg nahenden Fest lesen Sie hier und heute eine recht notwendige Eloge auf einen sehr nützlichen Beruf.

Straßenbauer in Aktion an einer Autobahn

Stets im Einsatz für den fließenden Verkehr: Straßenbauer Foto: Stefan Simonsen

Nein, im Folgenden wird es nicht gehen um: Mitarbeiter in Kfz-Zulassungsstellen, Betreiberinnen von Haarentfernungsstudios, Milchaufschäumervertreter und Krippenbetreuerinnen, obwohl das alles selbstverständlich ehrenwerte und wichtige Professionen sind. Um Probenentnehmer ging es hier bereits.

Nein, in diesem kleinen Traktat so kurz vor dem Ereignis, das in unseren einst christlichen Breiten weite Teile der Bevölkerung ganz wuschig macht, weil so viel gekauft, gegessen, gestritten, gehasst und geliebt werden muss, wie sonst im ganzen verflossenen Jahr nicht, also in diesem winzigen Feuilleton hier soll es um einen Beruf gehen, ohne dessen Ausübung wir alle buchstäblich auf der straßenlosen Straße sitzen würden.

Es handelt sich um das Metier des Straßenbauers, in dessen Ausbildungsregularien es irgendwo im Netz unter der Frage „Kann ich als Frau Straßenbauerin werden?“ heißt: „Natürlich! Jeder und jede, der beziehungsweise die fit ist und Interesse an dem Beruf hat, kann Straßenbauer – oder Straßenbauerin – werden.“ So weit, so gut, auch wenn es uns als schreibende Dame, bis jetzt nicht in den Sinn gekommen ist, ins Geschäft mit Teer und Co zu wechseln, aber das kann ja noch kommen, Wechseljahre sind Wechseljahre.

Noch heute davon zehren

Was wir just dieser Tage an einer Straßenbaustelle gleich vor unserem, noch immer recht nigelnagelneuen Berliner taz-Gebäude aus Stahl, Beton, Rosen und mehr oder weniger lustigen Mitarbeitenden zwischenmenschlich und technisch erleben durften, davon – also, wie sollen wir das beschreiben? – zehren wir noch heute.

Stichwort: Thermomulde. Sie können sich nichts darunter vorstellen? Imaginieren Sie folgende Situation: Eine eigentlich prima geteerte Straße muss aus unerfindlichen behördentechnischen Gründen wieder neu geteert werden. Dann stehen über Nacht diffizile Vorrichtungen, schwere Maschinen und klobige Lastkraftfahrzeuge (siehe Thermomulde) vor der Tür auf der Straße. Geräte, die bis dato so unbekannt waren, dass sie nachts nicht einmal in Träumen vorkamen.

Rund um die Gewerke und Apparaturen befinden sich frühmorgens und spätabends beim Projekt „Straßenteeren“ viele Herren in orangefarbener Warnwestenarbeitskleidung. Einige von ihnen müssen reihum körperlich so schwer malochen, dass wir mit schlechtem Gewissen unsere schreibenden Fingerchen betrachten, jetzt, wo wir just diese Zeilen verfassen.

Zwischenmenschlich knorke drauf

Zwischenmenschlich sind die Teerarbeiter vorm Herrn, Straßenbauerinnen sind uns nicht untergekommen, meist knorke drauf. Sie winken sogar, so sie einen wiedererkennen als Leichtbauangstellte, die man ist, und wenn sie es richtig gut mit einem meinen, dann wünschen Sie sogar ein frohes Fest.

Vorher bekommt man allerdings noch das Prinzip der Thermomulde erklärt. Also: „Asphalt-Thermomulden sind zum Transport von Heißasphalt von der Asphaltmischanlage zur Baustelle.“ So einfach ist das.

Schöne Weihnachten!

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.