Landwirte gegen Robert Habeck: Weg mit der Mistgabel

Was hätte der Bauern-Mob in Schleswig-Holstein mit Habeck gemacht, wenn sie ihn in die Finger bekommen hätten? Die Landwirte müssen sich mäßigen.

Robert Habeck

Bauernopfer: Wirtschaftsminister Robert Habeck Foto: Liesa Johannssen/reuters

Die Blockadeaktion von Landwirten gegen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im schleswig-holsteinischen Fährhafen Schlüttsiel ist inakzeptabel. Ein aufgebrachter Mob hinderte den Grünen-Politiker, eine Fähre zu verlassen und aus dem Urlaub nach Hause zu fahren. Mehrere Protestierende versuchten, das Schiff zu stürmen. Wenn Demonstranten dermaßen in die Privatsphäre von Politikern eindringen, wird es bald schwierig, überhaupt noch Menschen zu finden, die diesen Job übernehmen. Auch für Politiker gilt das Recht auf Menschenwürde. Dazu gehört, dass sie ein einigermaßen ungestörtes Privatleben führen können.

Anders als die Klimaaktivisten von der Gruppe „Letzte Generation“ bei ihren Straßenblockaden traten die Bauern in Schleswig-Holstein aggressiv auf. Die Lage war so angespannt, dass die Fähre mit Habeck wieder ablegte. Polizisten mussten Protestierende teilweise unter Einsatz von Pfefferspray daran hindern, auf das Schiff zu gelangen. Was hätten sie wohl mit Habeck gemacht, wenn sie ihn in die Finger bekommen hätten? Es wäre nicht auszuschließen gewesen, dass sie ihn mindestens ins kalte Nordseewasser geworfen hätten. Traurig, dass das heute, im Jahr 2024, denkbar ist.

Das Eskalationspotenzial war jedenfalls erheblich. In Social Media gab es von Menschen, die die Aktion begrüßten, schlimmste Beschimpfungen Habecks, sogar Mordaufrufe. Der Mob vor Ort wollte auch nicht mit dem Minister reden, sonst hätte er sein Angebot angenommen, mit den Wortführern zu sprechen.

Die Bauern müssen aufpassen, dass ihre Proteste gegen die Kürzungen von Agrarsubventionen nicht immer weiter in rechtsradikale Gefilde abgleiten. Landwirte haben schon früher vor den Privathäusern einer Ministerin, Kommunalpolitikerin und eines Journalisten demonstriert. Die Versuche von Rechtsextremisten, die Bauernproteste zu unterwandern, sind offensichtlich. Bei vielen Demonstrationen in diesen Wochen wurden Galgen, Fahnen einer gewalttätigen Bewegung aus den 1920er Jahren und bei Rechtsextremen beliebte Slogans wie „Volksverräter“ gesichtet.

Die Veranstalter wie der Deutsche Bauernverband sollten mit Ordnern dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Und sich in den Forderungen mäßigen; die Bundesregierung ist den Landwirten schließlich entgegengekommen: Die KfZ-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge soll doch nicht gestrichen werden, der Rabatt bei der Energiesteuer auf Agrardiesel soll erst allmählich bis 2026 wegfallen. Beides sind eigentlich klimaschädliche Subventionen. Der Bauernverband kann froh sein, dass sie doch noch Jahre weiter laufen.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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