„Final Sale“ im KaDeWe: Das Wahrzeichen kann weiter glänzen

Die Gruppe, der das KaDeWe gehört, meldet Insolvenz an. Doch schließen wird das Luxuskaufhaus nicht. Dem Haus gehts bestens, die Pleite ist eine Finte.

Menschen vor dem Eingang vom KaDeWe in Berlin

KaDeWe beantragt Insolvenz – der Verkauf geht weiter Foto: Christophe Gateau / dpa

BERLIN taz | Es ist eine Nachricht, bei der der Hummer schon erstarrt, bevor er lebendig in kochendes Wasser geworfen wird. Auch die Austern klappern angstvoll mit ihren Schalen: Denn wo sollen sie zukünftig hin in Berlin, jetzt, wo dem KaDeWe die Pleite droht? Jetzt, wo das Handelsunternehmen – dass neben dem Kaufhaus in Berlin auch welche in München und Hamburg betreibt – also Insolvenz angemeldet hat?

Doch Hummer, Austern und KaDeWe-Fans, darunter viele Touristen, können sich beruhigen: Das Wort Insolvenz bedeutet im KaDeWe-Kosmos etwas ganz anderes als auf einer Karstadt-Kaufhaus-Etage. Auch wenn aktuell rote Schilder am „Kaufhaus des Westens“ den „Final Sale“ verkünden: Dass das Luxushaus am Tauentzien nach großem Ausverkauf schließen wird, ist höchst-, höchst-, höchstunwahrscheinlich. Der Betrieb in den Häusern gehe trotzdem weiter, hieß es in der Meldung von der Insolvenz am Montag.

Auch entlassen wird hier wohl niemand: „Wenn ich im Einzelhandel in Berlin beschäftigt wäre, wäre das hier [im KaDeWe] sicherlich einer der Arbeitsplätze, um den ich mir am allerwenigsten Sorgen machen würde“, sagte Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, am Wochenende dem rbb. Was gleichzeitig auch heißt: Die Geschäfte im Luxuskaufhaus laufen „überdurchschnittlich gut“.

Hier drohen also keine finanziellen Schwierigkeiten. Hier spielt eher jemand eine Karte. Möglicherweise wolle man den Insolvenzantrag nutzen, um sich „neu aufzustellen“, vermutet etwa das Branchenportal Capital.de, das bereits am Wochenende über eine mögliche Insolvenz berichtet hatte. Das Insolvenzverfahren könnte der KaDeWe Group die Chance bieten, „die exorbitant teuren Mietverträge mit der Signa-Immobiliensparte neu zu verhandeln“, vermutete man dort.

Central Group wird wohl übernehmen

Denn das KaDeWe ist Teil von Benkos gestraucheltem Signa-Konzern. Und wie es mit dem Luxuskaufhaus nach der Signa-Pleite weitergehen würde, schien bisher eigentlich klar: Schon seit 2015 gehört etwas mehr als die Hälfte der KaDeWe-Group einem thailändischen Unternehmen: der Central Group, die in Thailand Shoppingmalls betreibt und der auch schon Kaufhausketten in Italien, der Schweiz und Großbritannien gehören.

Laut Capital.de besitzt die Central Group auch schon knapp die Hälfte der KaDeWe-Immobilie. Es schien schon länger wahrscheinlich, dass die Gruppe auch den Rest des Unternehmens und vermutlich ebenso der Immobilie übernehmen würden – mit Insolvenz eventuell zu einem günstigeren Preis. Die Central Group hatte demnach auch schon 2023 angesichts der Benko-Pleiten zugesagt, die Luxusgeschäfte zu stützen.

Und vermutlich steht auch das Land Berlin bereit: Das KaDeWe sei das „bekannteste Kaufhaus Deutschlands“ und ein „Wahrzeichen Berlins“, sagte Franziska Giffey am Wochenende. Sie sicherte zu, sich für den Erhalt einzusetzen.

Wahrzeichen und Bedeutung hin oder her: Am Montag herrscht im KaDeWe spätkapitalistische Alltagsgeschäftigkeit. Rote Aufkleber kennzeichnen die Ausverkaufswaren, daneben liegen beigefarbene Sofadecken für knapp 400 Euro. In der gut besuchten Feinkostabteilung gibt es Marmelade in kleinen Gläsern für 10 Euro. Mit Luxus – oder vielleicht noch wichtiger: mit dem hier durch die Etagen wehenden Hauch von Luxus – lässt sich offensichtlich weiterhin ganz handfest Geld verdienen. Auch im schon oft totgesagten Kaufhaus-Modell.

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