HAMBURGER SZENE VON JONAS JANSEN
: Dann halt’n doppelten

Der dritte trägt ein weißes Hemd und sieht ein bisschen aus wie ein mager- süchtiger Martin Semmelrogge

Dort, wo die Friedensallee in Altona eine ebenso breite, aber viel befahrenere Straße kreuzt, liegt ein kleines Restaurant. Auf einer Tafel stehen die Spezialitäten mit Kreide geschrieben: Rumpsteak, Flammkuchen und Pfifferlinge. Man speist draußen unter Sonnenschirmen, es ist heiß.

Am Nachbartisch sitzen drei Männer, vielleicht Mitte 30: einer mit Sonnenbrille und schwarzer Jeansjacke, ihm gegenüber hockt ein bulliger Typ, auf seinem T-Shirt steht: „derbe“. Der dritte trägt ein weißes Hemd und sieht ein bisschen aus wie ein magersüchtiger Martin Semmelrogge. Die drei haben jeweils ein T-Bone-Steak bestellt, 250 Gramm. Wenn schon Fleisch, dann richtig.

Zum runterspülen gibt es einen Rotwein, der schon leer ist, bevor das Essen kommt. Die drei schaffen sogar jeweils noch zwei Bier. Später werden sie erfahren, dass zwei Herdplatten ausgefallen sind, und sie deshalb so lange warten mussten.

Als Entschädigung gebe es aber einen Schnaps, verspricht die Kellnerin. Semmelrogge will einen Wodka, Sonnenbrille sagt: „Dann mach halt’n doppelten – für ihn“, und zeigt auf Semmelrogge. Er scheint keine Lust mehr zu haben, das Portemonnaie hat er schon in der Hand. Sonnenbrille und der Bulle sind dann auch schon weg, als Semmelrogge seinen dritten Schnaps absetzt und wortlos hinterhertaumelt.