„Da werde ich energisch“

Diskussion über Gewalt gegen alte Menschen

■ 67, ist Vizepräsident der Ärztekammer Hamburg und Facharzt für Allgemeinmedizin mit einer Praxis in Langenhorn Foto: Ärztekammer

taz: Herr Schäfer, sind alte Menschen besonders häufig Opfer von Gewalt?

Klaus Schäfer: Dazu gibt es keine verlässlichen Daten. Gewalt meint aber nicht nur die tätliche Gewalt mit körperlichen Verletzungen, es geht auch um verbale Aggressionen. Die subtilste Form von Gewalt ist der Zuwendungsentzug.

Warum thematisieren Sie dieses Thema?

Alte Menschen sind auf Unterstützung durch Familienangehörige oder Pflegedienste angewiesen. Nicht nur die Kleinen können sich nicht wehren, die Großen auch nicht.

Von wem geht die Gewalt aus?

Von der betreuenden Person. Aggression entsteht oft bei Überlastung. Ein Familienangehöriger hat ja nicht gelernt, mit Demenz umzugehen. Erwerbstätigkeit, Familie und Pflege belasten viele über die Leistungsfähigkeit hinaus. Dann kommt der Frust, wenn die Oma nicht macht, was sie soll.

Was tun Sie denn, wenn Sie von so einem Fall hören?

Ich suche das Gespräch mit der pflegenden Person. Manchmal müssen Familienangehörige ihre Überforderung akzeptieren und sich Hilfe suchen. Bei der professionellen Pflege werde ich energisch.

Wie können ältere Menschen besser vor Übergriffen geschützt werden?

Bei professioneller Pflege geht es um eine vernünftige Bezahlung. Ein zu eng getakteter Arbeitsplan ist ein Risiko für die Pflege. Pflegende Familien sollten Schulungsangebote wahrnehmen, um mit der neuen Situation umgehen zu können. Es ist wichtig, über das Thema zu reden. Wir dürfen es auf keinen Fall totschweigen. INTERVIEW: JDI

Podiumsdiskussion: Beginn 17 Uhr, Ärztekammer Hamburg, Humboldtstraße 56. Anmeldung unter ☎ 202 29 93 00