„Uns droht Privatinsolvenz“

Aufruf zur Demo für die Hafen-Jobs in Fischtown

■ arbeitet seit 2000 beim GHB im Automobilbereich und ist Mitorganisator der Demo. Foto: Privat

taz: Herr Hoeborn, wieso demonstrieren Sie?

Andreas Hoeborn: Wir demonstrieren für den Erhalt der Hafenarbeitsplätze. Die Lage in Bremerhaven ist wirklich brisant nach den Kündigungen und Änderungskündigungen, die der Gesamthafenbetriebsverein und der Betriebsrat in einem Sozialplan ausgehandelt haben.

Sind Sie selbst betroffen?

Ja, ich habe eine Änderungskündigung bekommen. Die habe ich allerdings noch nicht unterschrieben, dazu habe ich einen Monat Zeit. Dann gibt es zwei Optionen: Entweder ich akzeptiere sie und fahre für den halben Lohn – acht Euro pro Stunde – nach Bremen statt Bremerhaven zur Arbeit. Oder ich bekomme eine endgültige Kündigung.

Was bedeutet das für Sie?

Ich habe mein Leben auf den vollen Lohn ausgerichtet und zahle ein Haus ab. Das werde ich wohl nicht halten können. So geht es vielen Betroffenen bei GHB: Die meisten sind gestandene Familienväter und in einem Alter, in dem man auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr viel schöpfen kann. Vielen droht die Privatinsolvenz.

Deshalb klagen Sie wie 200 andere GHB-Mitarbeiter gegen den Sozialplan?

Ja. Ich persönlich habe glücklicherweise eine private Rechtsschutzversicherung und kann mir einen Anwalt für eine Privatklage aussuchen. Andere sind dazu auf Ver.di angewiesen. Die Gewerkschaft hat zwar mittlerweile einen Rechtsbeistand eingerichtet – sie hat damals aber auch den Sozialplan und Interessenausgleich abgesegnet. Mit einem Anwalt zu klagen, den Ver.di sponsert, finde ich problematisch.

Unterstützt Ver.di die Demo?

Wir haben versucht, Ver.di auf unsere Seite zu holen. Uns wurde aber mitgeteilt, das sei ihnen zu brisant. Wir haben noch nicht einmal Fahnen und Trillerpfeifen bekommen. INTERVIEW: AG

Demo am Samstag, 10.30, GHB, Bremerhaven, Franziusstraße 79