beiseite
: Random House, Ullstein Heyne List, das Kartellamt und die anderen: Neue Vorschläge von Christian Strasser

Die nächste Runde ist eröffnet

Das Schöne an der nach wie vor vom Kartellamt nicht genehmigten Übernahme der Springer-Verlagsgruppe Ullstein Heyne List (UHL) durch Random House/Bertelsmann ist, dass es immer wieder neue Vorschläge und Kniffe der Beteiligten gibt: Nachdem das Kartellamt seine Zustimmung verweigert hatte, besserte Random House sein Angebot nach und schlug vor, nur den Heyne Verlag zu übernehmen (siehe taz vom 24. 5. und 5. 7.), woraufhin das Kartellamt seine Entscheidung einmal mehr verschob (auf den 30. 9.).

Nun hat der einstige UHL-Geschäftsführer Christian Strasser ein Angebot vorgelegt und sich laut „buchreport“ wie „ein Phoenix aus den Büchern“ erhoben. Mit einer Schweizer Investorengruppe und sieben Mitarbeitern aus der UHL-Führungsriege steht Strasser zu Rückkäufen bereit, in welcher Größenordnung auch immer – das hängt vom Kartellamt ab. Bleibt es bei seinem grundsätzlichen Nein, würden Strasser und seine Gruppe die gesamte UHL-Verlagsgruppe zurückkaufen wollen. Oder alle Verlage bis auf Heyne, sollte das Kartellamt die nachgebesserten und auf den Heyne Verlag abzielenden Vorschläge von Random House akzeptieren. Strasser und die Schweizer hätten aber auch nichts dagegen, nur Heyne zu kaufen, falls andere Interessenten die Verlagsbereiche Ullstein, Econ, List übernehmen würden.

Verwickelt, aber open minded – das Kartellamt hat das Wort. Und dann der Bertelsmann-Konzern, denn der allein muss sich bei einem negativen Kartellamtsbescheid um den Verkauf der im Februar erworbenen UHL-Gruppe kümmern. Im Paket oder einzeln, und eben gerade auch, bekäme er nur den Zuschlag für den Heyne Verlag. Noch aber steht die von Bertelsmann angedrohte Klage beim Oberverwaltungsgericht Düsseldorf im Raum und mit ihr ein noch quälenderes, langes Verfahren – sein Gesicht verliert niemand gern, schon gar nicht ein globaler Spieler. Der Kampf geht weiter, der Countdown läuft, und nochmals neue Züge und Wendungen sind nicht ausgeschlossen. Wundern würde man sich übrigens nicht, erschiene auf der Basis dieses missglückten Übernahmedeals demnächst ein knackiger Wirtschaftskrimi.

GERRIT BARTELS