boa perlina

Hannah Höch: „Bilderbuch“. Nachwort Gunda Luyken. The Green Box Kunst Editionen, Berlin 2008, 44 Seiten, 19 Abb., geb., 24 Euro

Mehr als unglaubliche 60 Jahre hat es gedauert, bis Hannah Höchs „Bilderbuch“ jetzt endlich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist. Mit ihrem kunstvollen Kinderbuch wollte die Avantgardekünstlerin, die auf der „Ersten Internationalen Dada-Messe“ in Berlin 1920 zum berühmten „Schnitt mit dem Küchenmesser Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands“ angesetzt hatte, 1945, direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, zum wiedererwachenden Kulturleben beitragen.

Es lag wohl an Höchs fantasievollem Einsatz höchst fantasievoller Materialien, der einen Druck damals unmöglich machte. Nach dem von ihr mitentwickelten Prinzip der dadaistischen Fotomontage, hatte sie 19 zarte Collagen aus Zeitschriftenausschnitten und bunt eingefärbten Fasern montiert, deren Protagonisten Fabelwesen wie die „Boa Perlina“, der „Unzufriedel“ oder die „Santaschwebe“ und andere reizende Tiererfindungen waren. Ihnen hatte sie kleine, von ihr selbst gereimte Geschichten zugeordnet, in denen sie die Schwierigkeiten des Nachkriegsalltags leichterdings in seine fantastische Seite verkehrte. Und so sagt sie über die „Rennquicke“: „Ein wunderfeines Wollgenist hält sie versteckt am Wiesenrain / das voller voller Sorgen ist / voll tausend kleiner Qickrennlein.“