Schüler fordern Unterstützung

Viele Städte im Norden beteiligen sich am bundesweiten Schülerstreik. Die Jugendlichen wollen eine kostenfreie Bildung und kleinere Klassen. Sprecher betonen die politische Unabhängigkeit des Organisationsbündnisses

In vielen Städten Norddeutschlands werden am Mittwochvormittag SchülerInnen auf die Straße gehen. Statt Mathematik oder Englisch zu büffeln, werden sie für Verbesserungen im Bildungssystem demonstrieren. Der Streik ist von einem losen Netz Aktiver aus dem ganzen Land organisiert worden.

Die Forderungen unterscheiden sich zum Teil. Alle eint jedoch der Ruf nach kostenfreier Bildung für alle und nach kleineren Klassen. Viele kritisieren die Verkürzung des Wegs zum Abitur und den damit einhergehenden Leistungsdruck. Auch von Mitsprache ist die Rede.

Gewisse Differenzen gibt es bei der Forderung, das dreigliedrige Schulsystem zugunsten einer Einheitsschule abzuschaffen, die mancherorts erhoben wird. Der Landesschülerrat (LSR) Niedersachsen, der den Schülerstreik unterstützt, plädiert dafür, überall Gesamtschulen anzubieten, die Gymnasien aber zu erhalten. „Jeder soll eine Chance haben, sich für die Gesamtschule zu entscheiden“, sagt Sebastian Fröhlich vom LSR.

Fröhlich betont, dass sich der LSR nicht politisch instrumentalisieren lasse. Bei dem Protest gehe es allein um bessere Bildungschancen. Die Vechtaer Schüler werden nicht bei der bundesweiten Aktion mitmachen. „Es gab Bedenken, dass Die Linke dahinter stehen könnte“, sagt der Gymnasiast Gerrit Brüning. Die Vechtaer Schüler planten für den 29. November eine eigene Demonstration.

Während die GesamtschülerInnenvertretung Bremen zur Demonstration aufgerufen hat, gibt sich die Hamburger SchülerInnenkammer distanziert. „Wir können den Schulstreik offiziell nicht unterstützen“, sagte ihr Vorsitzender Frederic Rupprecht dem Hamburger Abendblatt. Es sei unklar, wer die Demonstrationen organisiere.

„Die Leute verstehen nicht, dass die Schüler das Ganze selbst organisiert haben“, sagt Fabian Thiel vom Bündnis „Bildungsblockaden einreißen“. Die jetzige Bewegung gehe auf einen Streik im Mai in Lüneburg zurück. Es folgten Streiks im Juni, die aber zu kurzfristig organisiert gewesen seien, um sehr viele SchülerInnen auf die Straße zu bekommen, sagt Fröhlich.

Dass in Hamburg trotz einer angekündigten Schulreform demonstriert wird, erklärt Thiel mit dem Misstrauen gegenüber der grünen Schulsenatorin Christa Goetsch. „Sie hat auch versprochen, dass wir keine Kohlekraftwerk bekommen“, sagt Thiel. Gerade werde ausgetüftelt, wie die von Goetsch mit der CDU ausgehandelte sechsjährige Grundschule verwirklicht werden solle. „Es ist sinnvoll, auf diesen Prozess Einfluss zu nehmen“, findet Thiel. GERNOT KNÖDLER