die wahrheit: Der Taubenhaucher

Der Gießener Verhaltensforscher Gerald Olp und die Sprache der Vögel.

Seit uns vor einigen Jahren der frisch verheiratete Hollywoodstar Robert Redford mit seinem Film "Der Pferdeflüsterer" großflächig in die Geheimnisse der bis dato eher stiefmütterlich behandelten Kommunikationsvariante "Mensch/Tier" einführte, treibt der Markt ähnlich gelagerter Konversationstrainer immer absonderlichere Blüten.

So gilt es seit einiger Zeit als ganz besonders schick, neue Formen der menschlichen Verständigung mit Hund, Katze, Maus und allerlei anderem Hausgetier zu fördern und ein möglichst harmonisches Miteinander zwischen Mensch und Viech zu protegieren.

Dass sich derlei Unterhaltungen neuerdings auf eine sonst höchstens geduldete Spezies, nämlich der verhassten Tauben ausweitet, wäre vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Dennoch ist es dem Gießener Verhaltensforscher Gerald Olp gelungen, einen kommunikativen Zugang zu den im Volksmund gern Luftratten genannten Vögeln zu finden.

"Tauben", so Olp, "sind ja von Natur aus eher gesellige Tiere, die zwar unaufgefordert ihre Notdurft mit Vorliebe auf historischen Denkmälern verrichten, aber ansonsten ganz okay sind. Ja eigentlich sind es sogar sehr sympathische Gesellen, und dementsprechend macht es auch großen Spaß, sich mit ihnen zu unterhalten."

Und wie der hessische Wissenschaftler es geschafft hat, mit den Tieren ins Gespräch zu kommen, ist ebenso beeindruckend wie simpel und einleuchtend. "Ich hab sie einfach angesprochen." Eine in ihrer Überschaubarkeit durchaus beeindruckende Vorgehensweise.

"Natürlich darf man sie nicht allzu laut ansprechen, denn Tauben haben, wie alle Fische, extrem empfindliche Ohren. Man sollte den Hörapparat dieser Tiere keinesfalls unterschätzen, denn selbst das leise Gurren ihrer Artgenossen ist für so manch sensible Taube akustisch nur schwer zu ertragen."

Doch Olp ist in der Lage, selbst die subtilsten Hinweise der Tauben zu verstehen und sozialwissenschaftlich zu deuten. "Besonders die älteren, schon pensionierten Tiere sind in Sachen Ruhe recht empfindlich und gelten unter ihren Mitvögeln dementsprechend auch als schnell reizbar und oftmals intolerant.

Sie sitzen oft den ganzen Tag auf Fensterbänken, schauen anderen Vögeln beim Vorbeifliegen zu, notieren sich bisweilen sogar, wer von den jungen Tauben zu schnell fliegt, falsch landet oder nicht ordnungsgemäß den Vorschriften und Richtlinien der Deutschen Taubenverordnung gemäß Denkmäler vollkackt."

Olps Beobachtungen und Analysen stützen sich auf zahlreiche Unterhaltungen mit Tauben in einer Altersspanne zwischen Grundschulalter und Seniorenstift. Gerade die oftmals als mürrisch geltenden Alten erwiesen sich dabei als überaus freundliche Zeitgenossen, die am liebsten plaudern und manchmal sogar im Park ihre Artgenossen füttern.

Und auch in Sachen Stuhlgang stehen die verrenteten Tauben ihren jungen Kollegen an Pflichtbewusstsein in nichts nach. "Die älteren Tauben", so Olp, "kann übrigens selbst der ungeübte Hobbyornithologe an ihrem ins Beige abdriftenden Freizeitgefieder erkennen. Sprechen Sie die Vögel ruhig an, sie werden es Ihnen sicherlich danken."

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.