Die Wahrheit: Hear me, schmier me!

Schmieren gerne, aber bitte schön mit voller Transparenz! Leider fanden die 13. Ulmer Schmierstofftage unbemerkt von der Öffentlichkeit statt.

Schmierig schmierig schmierig. So mögen es die Ulmer. Bild: dapd

Die 13. Ulmer Schmierstofftage fanden leider wieder weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Selbst der zuverlässige Baumaschinendienst berichtete erst 3 Monate später von dem Ereignis. „Alles gut geschmiert“, titelte man dort gutgelaunt. Obwohl ja Schmiermittel heutzutage nicht ganz unumstritten sind, hatten sich immerhin 400 Gäste aus 19 Ländern eingefunden, die Crème de la Korruption, wie man vermuten kann. Dort lauschte man ungeniert den Simultanübersetzungen der Schmiermitteltipps ins Englische und Russische, den beiden Weltsprachen der Schmiermittelwelt.

Der Brennstoffspiegel, eines der Flaggschiffe unter den Schmiermittelpublikationen, wusste von einer euphorischen Stimmung unter den Besuchern der Schmierstofftage zu berichten, die befanden, dass die Tage „informativ, nachhaltig, hochwertig und begeisternd“ waren. Selbstkritisches vermisste man leider in der Berichterstattung und wir ahnen, warum der Brennstoffspiegel von seinen Kritikern als einseitiges Schmierblatt abgetan wird.

Zunächst einmal ein paar grundsätzliche Überlegungen zum Schmieren: Wir Schmiermittelfachleute kennen zwei grundsätzlich unterschiedliche Schmiermitteleinsätze, die Durchlaufschmierung und die Umlaufschmierung. Die Durchlaufeinzelschmierung bezeichnet gewöhnlich die Zuführung des Schmierstoffes von Hand. Wir haben es in diesem Fall also mit dem klassischen Hand-zu-Hand-Schmierverfahren zu tun. Die Durchlaufzentralschmierung schmiert viele offene Hände und gilt als nicht ganz billig und krankt häufig an dem weniger zielgerichteten Schmiermitteleinsatz.

Die Nebelschmierung ist eher im anglikanischen Raum üblich und gilt als eher undurchsichtiges Schmierverfahren. Eine besondere Form der Umlaufeinzelschmierung ist die Fliehkraftumlaufschmierung, die sehr zügig erfolgen muss, da sonst starke Schmierverluste auftreten. Ohnehin gilt die Wirkung bei allen Beteiligten als sehr flüchtig, weshalb dieses Verfahren nur im Fluchtfall praktiziert werden sollte.

Bekanntlich war auch in der sozialistischen Planwirtschaft die enorme Bedeutung der Schmierungstechnik für die Effektivität der Wirtschaft gut bekannt und wurde sogar in der Anordnung über die Schmierungstechnik zwingend vorgeschrieben (Gesetzblatt 1967, Teil II, Nr. 87). So etwas wollen romantische Sozialismusverklärer nicht gerne hören, aber dieses Gesetzblatt schrieb tatsächlich eigene Schmier- und Kontrollpläne vor!

Allgemein galt in der DDR: Die Organisation der Schmierungstechnik ist ein Teilgebiet der Reproduktionsforminstandhaltung und diente der vermeintlich besseren Reproduktion der Werktätigen. Das unverblümte Schmieren konnte auf Dauer nicht gut gehen und die Quittung für die alten Schmierkader war eine neue Generation von Brauseköpfen, die Transparenz im Schmierwesen einforderten. Das ist für die moderne Schmierstoffgeneration, die sich in Ulm traf, selbstverständlich geworden: Schmieren ja, aber nur mit voller Transparenz!

Mit dieser Erkenntnis ging man in Ulm auseinander und freut sich jetzt schon auf die 14. Ulmer Schmierstofftage!

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kari

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