Interview mit Sachsens FDP-Generalsekretär: "Wir haben große Sympathien für Gauck"

Die FDP-Spitze habe "in einer Art Kommandowirtschaft" die Kür Christian Wulffs durchgedrückt, kritisiert der sächsische FDP-Generalsekretär Torsten Herbst. Auch Joachim Gauck sei ein guter Kandidat.

Wulff oder Gauck? Entscheidend könnten einige FDP-Stimmen werden. Bild: reuters

taz: Herr Herbst, welcher Kandidat steht der sächsischen FDP näher, Christian Wulff oder Joachim Gauck?

Torsten Herbst: Beide Kandidaten sind respektable Persönlichkeiten. Aber ich will nicht verhehlen, dass es bei uns große Sympathien für Herrn Gauck gibt. Er hat Verdienste um die Aufarbeitung der DDR-Geschichte und das Zusammenwachsen beider Teile unseres Landes.

Hat so viel Sympathie für Herrn Gauck auch Einfluss darauf, wie die sächsischen FDP-Vertreter in der Bundesversammlung abstimmen werden?

Wir als sächsische FDP nehmen uns das Recht, die Kandidatenvorschläge in der Partei zu diskutieren. Es kann nicht sein, dass in einer Art Kommandowirtschaft von oben Entscheidungen nach unten durchgestellt werden. Man darf sich die Entscheidung für ein so wichtiges Amt nicht so einfach machen. Die Partei muss die Rückkopplung mit der eigenen Basis suchen. Genau das machen wir jetzt. Es sind ja noch einige Tage Zeit bis zur Bundesversammlung.

Wie wollen Sie herausfinden, was Ihre Parteimitglieder von den Kandidaten halten?

In dieser Woche tagen der Landesvorstand und der Landesparteirat. Wir laden die Kreisverbände dazu und die Bürgermeister. Wir werden in aller Ruhe diskutieren.

36, ist seit 2005 Generalsekretär der FDP Sachsen. Zudem ist er seit sechs Jahren Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion.

War es ein Fehler, Christian Wulff binnen weniger Tage zu nominieren?

Man hätte die Sache nicht übers Knie brechen müssen. Aus unserer Sicht wäre es gut gewesen, wenn die Kür eines Kandidaten später gekommen wäre. Es geht immerhin um die Entscheidung für ein wichtiges Amt und eine besondere Persönlichkeit. Da muss man sich nicht unter Zeitdruck setzen.

Gäbe es eine Persönlichkeit, die Ihnen noch genehmer wäre als Herr Gauck? Immer wieder genannt wurde beispielsweise der ehemalige DDR-Bürgerrechtler Jens Reich.

Die Entscheidung in der Bundesversammlung hängt natürlich nicht vom Votum der sächsischen FDP ab. Die Entscheidung für zwei Kandidaten ist gefallen, ein weiteres Kandidaten-Raten ergibt da keinen Sinn.

Die Linkspartei präsentiert jetzt trotzdem eine eigene Kandidatin.

Das zeigt ganz klar das gespaltene Verhältnis der Linken zu ihrer Vergangenheit. Sie haben mit dem SED-Regime bis heute nicht gebrochen. Herr Gauck hat als Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde für Aufklärung gesorgt. Das ist ihnen bis heute ein Dorn im Auge.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.