die wahrheit: Eulen und Alte weggesperrt

Das Böse kommt aus Brüssel. Britische Boulevardzeitungen machen die EU für jede törichte Vorschrift verantwortlich und erfinden auch gern Verbote ...

... So müssen etwa Geschäfte, die Weihnachtsmannkostüme verkaufen, angeblich auch Kostüme für Weihnachtsfrauen anbieten. Dabei müssen die Blätter gar nicht in die Ferne schweifen, um auf närrische Paragrafen zu stoßen. Britische Stadtverwaltungen wenden gern die Gesetze über "Gesundheit und Sicherheit" an, um der Bevölkerung eins auszuwischen. Russel Burt aus dem südwestenglischen Devon hat sieben Eulen. Seit zehn Jahren führte er täglich eine von ihnen auf der Schulter spazieren. Nun hat man es ihm verboten, denn: Die Eulen könnten durch "Verkehrslärm erschreckt werden und Amok laufen".

Möglicherweise hatten die Beamten den Groschenroman "Satans Eulen" von Jason Dark gelesen. "Große, eulenähnliche Vögel mit einem skelettierten Schädel und messerscharfen Zähnen" werden darin beschrieben. So hat man Burt den Transport seiner Eulen auf öffentlichen Straßen verboten.

Auch Ernest Morozova darf nicht mehr zum Eingang seiner Schule transportiert werden. Er ist zwar keine Eule, sondern ein körperbehinderter zehnjähriger Junge, aber seitdem die Stadtverwaltung von Bournemouth Wagen mit automatischen Kameras einsetzt, bekommen die Autos sofort Strafzettel, wenn sie vor der Schule anhalten. Die Anschaffung der teuren Geräte muss sich ja rentieren. Morozovas Mutter bat die Beamten, ihren gesunden Menschenverstand einzuschalten, doch die riefen im Chor: "Nulltoleranz im Interesse von Gesundheit und Sicherheit."

In Essex wurde Kindern verboten, Sonnenschutzcreme in die Schule mitzunehmen, weil sie anderen Kindern, die allergisch dagegen sind, davon abgeben könnten. Nun müssen die Eltern an sonnigen Tagen, die es sogar in England manchmal gibt, in der großen Pause in die Schule kommen und ihre Kinder einschmieren. Die Direktorin Gayle Mawson meint: "Die Eltern sollen ihren Kindern Hüte aufsetzen. Außerdem haben wir einen Baum im Schulhof."

Im südenglischen Richmond hingegen sind Bäume und Pflanzen verboten. Eine Hausverwaltung hat Blumenkästen und Hängekörbe konfisziert. Angeblich seien die Gewächse gemeingefährlich, weil sich Leute im Brandfall darin verheddern könnten. Die Anwohner glauben, die Verwaltung nehme die Pflanzen als Geiseln, um ein Lösegeld von 25 Pfund erpressen zu können. Die Hausverwaltung ist übrigens einer der Hauptsponsoren für den Gartenwettbewerb "Richmond in Blüte".

Und zu guter Letzt hat die Stadtverwaltung von Cambridge ein Kaffeekränzchen für ältere Menschen in einer Bibliothek verboten. Die älteren Herrschaften trafen sich dort seit vier Jahren einmal in der Woche. Nun fielen den Beamten "Gesundheit und Sicherheit" ein: Die Alten könnten durch den Kinderlärm in der Bibliothek zum Amoklauf verleitet werden und heißen Kaffee auf die Kinder schütten. Also müssen sie, wie die Eulen, zu Hause bleiben.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.