Die Wahrheit: Am Busen des Nestes

Nichts ist beliebter als das Wohnen, auch wenn der Werbeslogan eines schwedischen Möbelhauses die irrige Frage stellt: "Wohnst du noch oder lebst du schon?" Als ob es überhaupt ...

Auch Donald Trump muss seinen Müll trennen. : dapd

... ein richtiges Leben im falschen gibt. Das gibt es genauso wenig wie ein richtiges Wohnen im falschen. Und deshalb versammelt die Wahrheit jetzt und hier die richtigen Wohn-Anekdoten zur richtigen Zeit.

Die Wiege der Menschheit steht in Afrika, und zwar im hintersten Winkel des Museums für Frühgeschichte von Makindu, Kenia. Als der Museumswächter Edu Singabwe sich im Dezember 2011 in der Mittagspause wie gewohnt für ein kleines Nickerchen in die Wiege legt, bricht sie unter seinem Gewicht von 138 Kilogramm zusammen. Zigtausende von Jahren hatte das gute Stück auf dem Buckel, und nun das - Ermüdungsbruch. Vielleicht findet sich irgendwo ein begabter Schreiner, der dieses unwiederbringliche Ausstellungsstück noch zu reparieren vermag.

***

Kaum erwachsen geworden, zogen die Menschen in Höhlen. Die Höhlen waren nicht tapeziert und in einem einfachen, aber geschmackvollen Stil eingerichtet. Sie waren ideal für junge Paare, die gerade dabei waren, die menschliche Rasse zu gründen. "Adam Nbele und Eva Koo waren zunächst sehr angenehme Mieter", berichtet Jonathan Nkomo, der heutige Eigentümer der Höhlenanlage, "erst als sie die Miete nicht mehr zahlen wollten und sich als Mietnomaden entpuppten, war beim damaligen Besitzer der Ofen aus." Die fristlose Kündigung erfolgte prompt.

***

Mieterprobleme kannten die alten Ägypter nicht - sie setzten ganz auf Wohneigentum. Die beliebten Reihenpyramiden bauten sie in bevorzugten Wohngegenden und nannten sie "Nilresidenz" oder "Oasenpalais". Häufigstes Problem bei den Eigentümerversammlungen: Bis das Hieroglyphen-Protokoll fertiggestellt war, vergingen oft mehrere Jahre. Fällige Renovierungen wurden hinausgezögert, der Reparaturstau nahm mit der Zeit unerträgliche Ausmaße an, Bauruinen prägen bis heute das Gesicht des afrikanischen Landes.

***

Die Griechen erfanden das Theater und das unglaublich lange Gedicht, das sich nicht reimt, aber auch auf dem Gebiet der Baukultur waren sie innovativ: Gebäude ohne Säulen waren für sie schlichtweg unvorstellbar, ja das antike Griechenland war ein echter Hotspot der Säulenkultur. Ob rund oder eckig, bunt bemalt oder einfarbig, mit schlichten oder üppigen Deko-Elementen an der Spitze, bauchig oder slimfit - die Säulenvielfalt kannte keine Grenzen. Peristokles aus Korinth war der Guru der Säulen-Designer, ein Säulenheiliger der ersten Stunde, von seinen Zeitgenossen verehrt, von den Nachgeborenen vergöttert. Als Peristokles eines schönen Tages einen Großauftrag für eine Ochsenwagen-Garage in Athen mit den Worten ablehnte: "Das hieße ja, Säulen nach Athen zu tragen", hatte er sich endgültig in den Zitatenschatz der griechischen Geschichte eingeschrieben.

***

Kurios auch die Verwirklichung der Traumwohnung von Ludwig dem Vierzehnten. Dieser wünschte sich von seinem Architekten ein schlichtes Gartenhäuschen mit zwei ebenerdigen Räumen, um seinen Traum vom einfachen Leben am Busen der Natur verwirklichen zu können. Gärtnern, Gemüse anbauen, ein paar Obstbäume hegen - so seine Vorstellung. Doch Ludwig hatte seine Rechnung ohne seinen allzu ehrgeizigen Hofstaat gemacht: Am Ende der mehrjährigen Bauzeit hatte sich das Gartenhäuschen zu Schloss Versailles ausgewachsen. Ludwig war gar "not amused" und legte seine schlechte Laune bis zum Lebensende nicht mehr ab.

***

Hausmeister gehören zum Elend des Wohnens wie das undichte Flachdach oder die alljährliche Erhöhung der Stromrechnung. Auch Superreiche bleiben von den Zumutungen des Hausmeisters nicht verschont. Das musste zum Beispiel Donald Trump erfahren: Als der Immobilienmogul mit der Haartolle einmal vergaß, seinen Müll ordnungsgemäß zu trennen, wurde er von dem deutschstämmigen Hausmeister des Trump-Towers in New York, Max Hinterhofer, zur Rede gestellt und wüst beschimpft. Der Milliardär Trump sah keinen anderen Ausweg, als fortan seinen Müll brav in die blattgoldverzierten Kaviardosen- und Champagnerflaschencontainer zu entsorgen.

AUFGEZEICHNET VON RÜDIGER KIND

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.