Abkommen mit Nordzypern: Türkei schließt "illegalen" Gasvertrag

Die Türkischen Republik Nordzypern und Ankara haben per Vertrag die Ausbeutung von Gasvorkommen in die Wege geleitet. Griechenland und die Republik Zypern sind empört.

Erdogan (r.) und Eroglu, Führer der türkischen Zyprer, bei der Vertragsunterzeichnung in New York. Bild: reuters

ISTANBUL/NIKOSIA dpa | Als Reaktion auf die Erdgassuche einer texanischen Ölfirma im Auftrag der Republik Zypern treibt die Türkei eigene Vorhaben in dem Seegebiet vor der Insel schnell voran. Die türkische Regierung habe mit der - nur von ihr anerkannten - Türkischen Republik Nordzypern ein Abkommen über den Verlauf des Kontinentalsockels unterschrieben, das der Erschließung von Gasvorkommen den Weg bereite, berichteten türkische Medien am Donnerstag. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan habe das Dokument am Vortag in New York mit dem Volksgruppenführer der türkischen Zyprer, Dervis Eroglu, unterzeichnet.

Zypern und Griechenland verurteilten die türkische Aktion. "Es ist eine total illegale Aktion", erklärte der griechische Außenminister Stavros Lambrinidis. "Sie ist null und nichtig." Dem schloss sich auch der zyprische Präsident Dimitris Christofias an: "Die Türkei agiert illegal", sagte Christofias nach einem Treffen mit dem griechischen Außenminister in New York am Rande der UN-Vollversammlung. Ankara halte Nordzypern seit 1974 illegal besetzt und setze mit dieser neuen Aktion sein illegales Verhalten fort.

"Wir warnen internationale Öl- und Gasunternehmen davor, Geschäfte mit den griechischen Zyprern zu machen oder zu planen", sagte Erdogan in New York. Solche Unternehmen würden künftig von Projekten in der Türkei ausgeschlossen. In den kommenden Tagen soll ein norwegisches Erkundungsschiff vor der Küste Zyperns im Auftrag der Türkei und mit Geleitschutz der türkischen Marine Untersuchungen beginnen.

Zypern ist seit 1974 geteilt. Im Norden gibt es die mit türkischem Militäreinsatz geschaffene und nur von Ankara anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Im Süden liegt die Republik Zypern, die die ganze Insel international vertritt und Mitglied der EU ist. Sie hat mit den benachbarten Staaten Libanon, Israel und Ägypten Abkommen über ausschließliche Wirtschaftszonen geschlossen, in denen Küstenanrainer Nutzungsrechte wie die Ausbeutung von Bodenschätzen haben. Ankara erkennt aber die Republik Zypern nicht an.

Am Sonntag hatten amerikanische Techniker die Suche nach Erdgas rund 60 Seemeilen (110 Km) südlich von Zypern begonnen. Die Arbeiten erfolgen im Einvernehmen mit Israel. Die Türkei hat in den vergangenen zwei Wochen mehrfach dagegen protestiert und auch politisch gedroht, während der EU-Ratspräsidentschaft Zyperns ihre Beziehungen zur EU einzufrieren.

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