Neue Sharing-Dienste: Teile und beherrsche dich

Mit Angeboten wie "Yoyurl" oder "Dscover" kann ein Internetnutzer dem anderen beim Surfen zusehen. Der freiwillige Exhibitionismus soll helfen, interessante Seiten zu finden.

Noch mehr teilen: Startseite von dscover.me. Bild: screenshot dscover.me

Nicht wenige Web-2.0-Dienste sorgen bei Datenschützernfür Verzweiflung. Nutzer von des Geolocation-Angebots Foursquare hinterlassen auf Servern in den USA freiwillig detaillierte Bewegungsprofile. Fans von Blippy geben dem einem Twitter-ähnlichen Service genaue Einblicke in ihr persönliches Einkaufsverhalten. Die neue Offenheit kommt insbesondere bei jungen bis mittelalten Nutzern gut an. Es ist eine Mischung aus Narzissmus und Darstellungsdrang, der dahintersteckt, verbunden mit dem Spaß an neuer Technik.

Weitere Angebote schicken sich jetzt an, Foursquare, Blippy und Co. in Sachen "End of Privacy" noch zu überholen - in den letzten Wochen und Monaten gestartete "Web-Sharing"-Dienste. Sie protokollieren alles, was Nutzer in ihrem Browser so treiben, um dies dann mit einem Freundeskreis oder dem gesamten Netz zu teilen.

Der neuartige Internet-Striptease wird mittels Plug-in-Programmen realisiert. Geld verdient werden soll dabei, wie könnte es anders sein, mit "personalisierter" Werbung. Genug Daten fallen dabei ja an.

Dscover.me wirbt damit, Nutzern "ein ganz neues Web" zu präsentieren. "Teile automagisch, was Du gerade im Web treibst, mit Deinen Freunden und Followern in Echtzeit. Entdeckte, was Dein Netzwerk online anschaut und was Du vermisst!" In einem Werbeclip kann man verfolgen, wie ein Nutzer das Video eines US-Comedian und die Homepage eines bekannten Web-2.0-Risiko-Investoren entdeckt. "Geschützt, sicher und kostenlos" sei das alles, schreiben die Macher.

Teilen mit der "Whitelist"

Damit der Freundeskreis nicht plötzlich die Lieblings-Pornoseite oder das Angebot des präferierten Hämorrhoiden-Doktors mitbekommt, verfügt Dscover.me über eine sogenannte Whitelist. In dieser trägt der Nutzer ein, welche Seiten er mit der Welt teilen will und welche nicht.

Was freigegeben ist, landet unwiderruflich in der "Public Timeline", einer Twitter-ähnlichen Homepage. Da Dscover.me einige Domains vorbelegt, reicht bereits ein falscher Klick, um zu viel zu verraten. Wie lange der Dienst die über eine Erweiterung des Browsers Chrome gespeicherte Web-Historie vorhält, verrät er nicht.

Dscover.me nicht der einzige Dienst seiner Art. Wie die New York Times am Freitag berichtete, bieten Voyurl ("Schauen ist okay") und Sitesimon ("Was guckst Du?") ähnliche Angebote an. Während Dscover.me mittlerweile offen für jeden ist, arbeiten Voyurl und Sitesimon noch in einer Betaphase, bei der nur mitmachen kann, wer zuvor eine Einladung erhalten hat. Sitesimon nutzt zum Schutz der Nutzer zudem eine Blacklist. Dabei werden nur solche Angebote nicht mit anderen geteilt, die explizit ausgenommen sind.

Sitesimon-Gründer Steven Gutentag sagte der New York Times, man habe sich für diesen Ansatz entschieden, weil Nutzer nicht alles, was sie teilen wollen, einer Whitelist hinzufügen wollen. "Ein großer Teil der Entdeckungen im Web sind ja glückliche Zufälle."

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