die wahrheit: Imagine there's no Yoko

Was wollte John Lennon in seiner Friedenshymne "Imagine" wirklich singen? Jetzt sind Textvarianten aufgetaucht.

Das letzte Wort in allen Dingen, die John Lennon betreffen, behält die schwärzeste Witwe der Welt. Bild: ap

Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Yoko Ono einem unbekannten Sammler aus Los Angeles mehr als zehn Millionen Dollar für ein Tonband geboten haben, auf dem zu hören sei, wie John Lennon eine alternative Version seines Hits "Imagine" singe. Wir erinnern uns: In diesem Song rief Lennon seine Fans und seine Feinde dazu auf, sich ein Dasein ohne Himmel, Hölle und Habsucht auszumalen, eine friedliche, geeinte, liebevolle Welt: "Imagine theres no countries / It isnt hard to do / Nothing to kill or die for / And no religion too / Imagine all the people / Living life in peace …"

Nun hatte Lennon selbst zwar nicht immer in seligem Frieden mit der Welt gelebt, sondern sich bisweilen so unbeherrscht und garstig aufgeführt, wie es einem nervlich angegriffenen, jähzornigen und begreiflicherweise auch extrem selbstverliebten und zugleich von Selbstzweifeln zerfressenen Superstar des Rockbusiness zusteht, aber der schlichte und gar nicht besonders schmalzig vorgetragene Appell des Raufbolds aus Liverpool an die Friedensliebe der Menschheit wirkt bis heute immer noch sympathischer als jeder rhetorische Kinnhaken eines Hasspredigers.

Im Refrain nahm Lennon den Einwand der Realpolitiker vorweg, dass er nicht mehr als ein weltfremder Träumer sei, und er verlieh seiner Hoffnung auf eine endgültige Verbrüderung und Verschwisterung aller Menschenkinder Ausdruck: "You may say Im a dreamer / But Im not the only one / I hope someday youll join us / And the world will be as one."

Wie es manchen Träumen ergeht, kann man bei der Realkolumnistin Fanny Müller nachlesen: "Was eine Frau im Frühling träumt, das wird im Sommer ausgeräumt." Auch John Lennons Traum vom Weltfrieden hat sich bis heute nicht erfüllt. In Erfüllung gehen könnte jedoch der Traum, dass Lennon seinem berühmtesten Song aus den Seventies noch einige Strophen angereiht hätte, die etwas stärkeren Tobak bieten als die allgemein bekannten, und damit sind wir wieder bei jener Version, von der es heißt, dass Yoko Ono sie recht gern aus dem Verkehr gezogen sähe.

Vorläufig ist es noch ungewiss, ob die Version tatsächlich von John Lennon stammt. Im Internet kursieren bislang nur Abschriften, aber die haben es in sich: "Imagine theres no Yoko / No marriage at all / No one to earn money for / Just some girls you can call …" So lautet angeblich eine der alternativen Strophen. In einer anderen soll Lennon sich über sein eigene Unwiderstehlichkeit lustig gemacht haben: "Imagine me upon you / Its easy if you try / No hell below us / Above us only sky …" Und dann der Refrain: "You may say Im a dickhead / But Im not the only one / I hope some day youll join me / Drinkin up Bacardi rum."

"Es ist absolut ausgeschlossen, dass John Lennon jemals etwas in dieser Art gesungen hat", sagt Dr. Hubert Ebeling, der Vorsitzende des Gelsenkirchener John-Lennon-Fanclubs, und darin weiß er sich einig mit dem Präsidenten der Wiesbadener Gesellschaft zur Förderung des Gedenkens an John Lennon e. V., dem Sprecher des Dachverbands der australischen und der neuseeländischen Beatles-Verehrer-Vereine und überhaupt mit allen Menschen auf der Erde, die guten Willens sind und sich die schönste Hymne an den Weltfrieden nicht von irgendwelchen völlig spinnerten Bloggern kaputtmachen lassen wollen.

Das letzte Wort wird in jedem Fall Yoko Ono behalten. Ihr persönlicher Numerologe hat als Datum des Weltuntergangs den 8. Dezember 2010 ermittelt. Am Vorabend des himmlischen Räumungsbefehls wird sie gemäß einer Absprache mit diversen japanischen Gottheiten vor der Vollversammlung der UNO in New York aus einem weißen Sack herauskriechen, um das Ende der Welt zu verkünden.

And of course Henry the horse dances the waltz.

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kari

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