Sondertribunal in Sierra Leone: Strafen für Ex-Rebellenchefs bestätigt

Das UN-Sondergericht in Sierra Leone hat die Haftstrafen für drei Ex-Rebellenchefs bestätigt. Einer der Verurteilten genießt in der Bevölkerung einen guten Ruf.

Umstrittene Gerechtigkeit: Rebellenführer Augustine Gbao (li) und Issa Sesay vor dem UN-Sondertribunal. Bild: ap

BERLIN afp/taz | Eine Berufungskammer des Sondertribunals für Sierra Leone hat am Montag in Freetown die langjährigen Haftstrafen gegen drei ehemalige Anführer der Rebellengruppe Revolutionäre Einheitsfront (RUF) bestätigt. Die drei Verurteilten zählen zu den letzten noch lebenden Rebellenchefs der RUF nach dem Tod von RUF-Gründer Foday Sankoh und seines Gehilfen Sam Bockarie.

Issa Hassan Sesay, Morris Kallon und Augustine Gbao waren im April wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu Haftstrafen zwischen 25 und 52 Jahren verurteilt worden. Nach ihrer Verurteilung wegen Mordes, Vergewaltigung, Rekrutierung von Kindersoldaten und Angriffen auf UN-Truppen waren sie in Berufung gegangen.

Die Urteile hatten auch bei der Bevölkerung in Sierra Leone keine Begeisterung ausgelöst, da der Verurteilte Issa Sesay eher als Friedensstifter gilt. Er sei stellvertretend für die Verbrechen von Sankoh und Bockarie verantwortlich gemacht worden.

Tatsächlich beendete Sesay den zehnjährigen Bürgerkrieg, nachdem er im Jahr 2000 die Führung der RUF übernahm. Im Norden Sierra Leones wird ihm nachgesagt, die Bevölkerung vor plündernden oder vergewaltigenden Rebellen geschützt zu haben. Ausgerechnet Sesay wurde zu 693 Jahren Haft verurteilt, von denen er 52 absitzen muss.

Mit der Urteilsverkündung in dem Berufungsverfahren endete am Montag die Arbeit des 2002 eingesetzten Tribunals in dem westafrikanischen Land. Allerdings geht im niederländischen Den Haag der Prozess gegen den Liberianischen Ex-Präsidenten Charles Taylor weiter. Ihm wird vorgeworfen die RUF unterstützt zu haben.

In dem Bürgerkrieg, der von 1991 bis 2002 dauerte, ging es insbesondere um die Ausbeutung der Diamantenfelder in Sierra Leone. Die RUF-Rebellen hatten während des Kriegs zahlreiche Zivilisten hingerichtet und verstümmelt. Zu ihren Praktiken zählte es, die Hände, Füße, Nasen oder Ohren ihrer Opfer abzuhacken. Insgesamt kamen 200.000 Menschen ums Leben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.