die wahrheit: Erste Hilfe für Irlands Regierung

Die Iren gehören zu den glücklichsten, gesündesten und zufriedensten Völkern in Europa. Das hat die Europäische Union in einer Studie herausgefunden.

Die Iren gehören zu den glücklichsten, gesündesten und zufriedensten Völkern in Europa. Das hat die Europäische Union in einer Studie herausgefunden. Man hat 35.000 Menschen in 31 europäischen Ländern befragt - allerdings bereits zwischen September 2007 und Februar 2008. Die Auswertung dauerte ein gutes Jahr, und Irlands Wirtschaft ist längst am Boden. Drei Viertel der Iren erklärten damals, in der guten alten Zeit, dass sie mit ihrem Geld locker über die Runden kommen. 62 Prozent hielten ihren Job für krisensicher. Die meisten gaben an, dass sie täglich mehr als die Hälfte der Zeit gute Laune haben.

Die wird ihnen morgen vergehen. Regierungschef Brian Cowen und sein Finanzminister Brian Lenihan haben den Notstand ausgerufen. Der Haushaltsplan werde die schlimmsten Befürchtungen übertreffen, bereitete Cowen die Nation auf ein böses Erwachen vor. Und was macht die Nation? Sie geht dieser unfähigen Regierung, deren Land dank der korrupten Steuerpolitik schneller und tiefer als andere in die Rezession geschlittert ist, hilfreich zur Hand wie Weihnachtsgänse, die ein Kochbuch für die Festtage schreiben.

Der Dubliner Radiosender Q102 hat die Hörer aufgerufen, Vorschläge zu unterbreiten, wie die Regierung mehr Steuern kassieren kann. Und die Knalltüten haben zuhauf angerufen. Einer empfahl eine Sonderabgabe auf Schokolade. Lenihan griff das nicht nur begeistert auf, sondern er will auch Kaugummi und Kartoffelchips besteuern.

Ein anderer meinte, man solle auf jede Handy-Textnachricht einen Cent Steuern erheben oder im Ausland kostenlose Flugtickets nach Irland verteilen - aber nur für den Hinflug. Wenn man 825.000 US-Amerikaner nach Irland locken könnte, die jeder 1.500 Euro ausgeben, wären das immerhin 1,2 Milliarden Euro, rechnete der Anrufer vor. Und wenn sie wieder nach Hause wollen, müssen sie die ohnehin bestehende Ausreisesteuer von 10 Euro zahlen.

Der einzig vernünftige Vorschlag war, drastische Steuern auf "Coffee to go" zu erheben. Wer seinen Kaffee im Gehen aus einer Pappschnabeltasse trinkt, sollte für diese Kulturlosigkeit blechen. Dagegen riet ein anderer Mitbürger, man solle die Sozialhilfe kürzen und die Arbeitslosen dazu verpflichten, Krankenhäuser, Straßen und Flughäfen sauber zu halten.

Jeder Sender hat eben die Hörer, die er verdient. Q102 hat voriges Jahr eine Kampagne geführt, damit das Kleingedruckte in öffentlichen Urkunden größer gedruckt werde. Jetzt bieten sie in Zusammenarbeit mit einer verschnarchten Abendzeitung Gutscheine an, damit man Mutti zum Muttertag eine Schönheitskur zum Sonderpreis schenken kann. Wahrscheinlich sehen die Mamis nach der Schnäppchenkur so aus wie Brian Cowen, der nicht umsonst "Biffo" heißt: "Big Ingnorant Fucker From Offaly."

Der Mann aus der Grafschaft Offaly dankte den Hörern für die vielen guten Ideen. "Das ist eine wertvolle Initiative, weil sie sich auf die Frage konzentriert, wie man dem Land jetzt helfen kann." Die einzig wirksame Erste-Hilfe-Maßnahme wäre, die Regierung zum Teufel zu jagen - oder, wie einer anregte, 1.000 Euro für individualisierte Autokennzeichen zu erheben. "BIFFO" sollte das Fünffache kosten.

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kari

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