die wahrheit: Neues aus Neuseeland

Ziege sexuell genötigt, Echse endlich erregt.

Über das gänzlich unerotische Paarungsverhalten herkömmlicher Kiwis ist an dieser Stelle bereits ausführlich berichtet worden. Daher erstaunt die letzte Statistik eines Kondomherstellers, der Neuseeländerinnen als die promiskuitivsten Frauen weltweit geortet hat. Besonders eifrig sind die 18-Jährigen bei der Sache, die sich freitags ab Büroschluss kampftrinkend durch die Pubs schieben und sich zu später Stunde zwischen Discotanz und Bordsteinreihern kurz einen Quickie genehmigen: Wham, bang, thank you, Sir.

Der erhellende Durex-Rekord empört vor allem rechte Christen. "Die Frauenbewegung der Siebzigerjahre" sei eindeutig schuld an diesen skandalösen Auswüchsen, befand die erzkonservative "Family First"-Liga. Warum nicht weiter ausholen? Neuseeland hätte nie als erstes Land der Welt im Jahr 1893 Frauen das Wahlrecht geben dürfen. Dann wären die jungen Kiwi-Damen, die sich mit wahrscheinlich ebenso promiskuitiven Kiwi-Herren vergnügen, in den letzten hundert Jahren sicher brav auf die Triebbefriedigung umgeschwenkt, die ihren Landsmännern seit eh und je nachgesagt wird: Den heimlichen Freuden des Agrarbereichs.

Außer den Iren steht wohl keine Nation so sehr in dem Ruf, eine amouröse Neigung zum lieben Vieh zu pflegen. Umso peinlicher vermeidet sie es, den Stallgeruch der Intimsphäre zu thematisieren. Humoristische Ausrutscher werden mit sozialer Ächtung der härtesten Sorte bestraft. Erzähle einem durchaus zu Scherzen aufgelegten Neuseeländer einen Schaf-Ficker-Witz der Sorte, die hauptsächlich im Nachbarland Australien kursiert ("Warum tragen Kiwis so gern Gummistiefel?" - "Weil man die Hinterbeine vom Schaf hineinstecken kann"), und deine Tage in Aotearoa sind gezählt. Was vielleicht auch nur daran liegt, dass sich all die australischen Witzeerzähler schlicht in der Spezies geirrt haben. Und da versteht ein Bauer nun mal keinen Spaß.

Ein aktueller Gerichtsfall aus dem Farmerstädtchen Rangiora bringt es endlich ans Licht: Nicht das Schaf ist begehrtes Lustobjekt des Neuseeländers, sondern die Ziege. Zu zwei Jahren Sexualtherapie wurde ein 68-Jähriger verurteilt, der mit heruntergelassener Hose versucht hatte, sich an einer Ziege zu vergehen. Danach tätschelte er sie und zog von dannen. "Tiere können nicht reden", rechtfertigte er sich vor dem Richter. Seine Frau saß stumm daneben. Sie stehe zu ihm. Ihr zuliebe durfte der Angeklagte anonym bleiben.

Wert auf Öffentlichkeit legt dagegen der 111 Jahre alte Henry, der gerade in Invercargill in flagranti ertappt wurde. Henry ist die berühmte Tuatara-Echse im Southland Museum, die meist starr hinter einer Glasscheiben hockt. Seit 1972 versuchen ihn die Tierpfleger zur Paarung zu animieren, aber Henrys Libido tendierte eisern gen null - selbst, als ihm im letzten Jahr die 20-jährige Juliet untergeschoben wurde. Erst Mildred, ein 70- bis 80-jähriges Reptil der gebärfreudigen Sorte, konnte Old Henry rumkriegen. Zweimal hatte er ihr bereits den Schwanz abgebissen, bis es schließlich am vergangenen Freitag gegen 17 Uhr zum Vollzug kam - vor den Augen des entzückten Kurators. Die Nation freut sich mit. Echsen-Beischlafwitze sind erlaubt.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.