die wahrheit: Tote Tiere auf der Wippe

Das Jahr hat kaum angefangen, da gibt es schon eine "Nachwuchswissenschaftlerin des Jahres 2008". Emer Jones...

Das Jahr hat kaum angefangen, da gibt es schon eine "Nachwuchswissenschaftlerin des Jahres 2008". Emer Jones setzte sich vorvergangenen Freitag bei dem Wettbewerb "Young Scientist of the Year" gegen 1.127 Konkurrenten durch und kassierte 5.000 Euro Preisgeld. Ihr Forschungsgebiet: Kann man einheimische Materialien für Sandsäcke beim Bau von Notunterkünften im Fall von Katastrophen verwenden?

Man kann. Jones fand heraus, dass Holz- oder Bambusstöcke statt des üblichen Stacheldrahts die Stabilität der Unterkünfte nicht beeinträchtigen. Jones, mit schwarzen, schulterlangen Haaren und Zahnspange, ist 13 Jahre alt. Andere Mädchen in ihrem Alter forschen eher am besten Material für Lidschatten, der auch im Fall der Katastrophe - 35 Grad in der Diskothek - nicht verschmiert.

Jones steht eine düsentriebhafte Karriere bevor, denn die Industrie ist auf die Nachwuchstüftler scharf. Es bleibt zu hoffen, dass sie einen anderen Weg einschlägt als Sherman Klump, der verrückte Professor im gleichnamigen Film von Tom Shadyak. Törichte Beispiele in der realen Welt der Wissenschaft gibt es genug. So forschte ein Warren Thomas im Zoo von Oklahoma an der Wirkung von LSD auf Elefanten. Er schoss dem nichts ahnenden Rüsseltier eine Patrone mit einer 3.000-mal höheren Dosis des Halluzinogens in den Körper, als Menschen sie vertragen. Tusko, so hieß das Opfer, rannte ein paar Minuten laut trompetend herum und fiel dann tot um. Seine Erkenntnisse veröffentlichte Thomas im Wissenschaftsmagazin Science: "Es scheint, dass Elefanten hochempfindlich auf LSD reagieren."

Ebenfalls in den Sechzigerjahren mussten zehn Soldaten auf einem Luftwaffenstützpunkt in Kalifornien in ein Flugzeug steigen. Als das Flugzeug rund 2.000 Meter hoch in der Luft war, kippte die Maschine plötzlich ab. Der Pilot schrie ins Mikrofon, er müsse die Maschine jetzt im Meer versenken. Während das Flugzeug langsam in Richtung Wasser trudelte, teilte eine Stewardess Versicherungsformulare aus. Die Soldaten sollten sie sofort ausfüllen, das sei Armeevorschrift. Als sie damit fertig waren, erklärte der Pilot: "April, April! Mit dem Flugzeug ist alles in Ordnung." Die Wissenschaftler stellten fest: "Extremer Stress beeinträchtigt das Erkenntnisvermögen."

Gipfel der Narretei war das im New Scientist beschriebene Experiment eines Robert Cornish an der Universität von Kalifornien. Er setzte frisch verstorbene Tiere auf eine Wippe, um ihren Kreislauf in Schwung zu bringen und sie dadurch wieder zum Leben zu erwecken. Die wenigen Exemplare, die tatsächlich für einen Moment erwachten, trugen schwere Hirnschäden davon. Die Erkenntnis: Setze keine toten Tiere auf Wippen, denn sie werden davon meschugge.

Ebenfalls mit Tierversuchen hat Henry Glass den zweiten Preis beim irischen Nachwuchswettbewerb 2008 gewonnen. Er hat das "Aufspüren und Lokalisieren von Nahrung durch den gemeinen Grünschnegel untersucht. Das ist eine Schneckenart. Sie frisst, das wissen Hobbygärtner auch ohne Forschung, am liebsten Salatblätter und lässt sich durch einen elektrischen Schneckenzaun nicht davon abbringen. Es bleibt die Frage, wie sie auf LSD reagiert.

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Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net

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kari

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