Streit um Schwimmbad in Laboe: Es geht ums Geld

Das Meerwasser-Schwimmbad in Laboe ist geschlossen. Es soll zwar wieder öffnen, unklar ist aber: Gründlich saniert oder doch ganz neu gebaut?

Kastenförmiges Gebäude mit vielen Fenstern am Strand

Schwimmen fast wie im Meer: Laboes Bad liegt direkt am Ostseestrand Foto: imago

HAMBURG taz | Bibbernd steigen Menschen aus der Ostsee, während hinter ihnen die Fähren nach Oslo, Göteborg und Klaipėda ziehen. Drei Grad Außentemperatur sind es an diesem Januartag in Laboe, trotzdem hat die Initiative „Pro Schwimmhalle Laboe“ zum „Anbaden“ eingeladen. In die Halle nebenan können die Menschen nicht. Sie ist seit 2021 geschlossen, weil der Betrieb zu teuer für den Tourismusort an der Kieler Förde wurde.

Ihre besten Tage hatte die Halle allerdings eh schon hinter sich: Rost frisst sich in die Außenrutsche, deren blaue Farbe abblättert. Das Gebäude ragt von der Promenade auf den Strand – bis zur Wasserkante sind es keine 50 Meter. Das Schwimmbad mit Meereswasser stammt aus den späten 1960er Jahren, die Baugenehmigung dafür auch. Die Lage direkt am Ufer würde heute nicht mehr genehmigt werden.

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Einig sind sich alle Lokalpolitiker des 5.000-Einwohner-Orts: Es braucht ein Schwimmbad. Nur ob die alte Halle saniert werden soll oder neu gebaut – und wo –, darauf können sie sich nicht einigen. Das Problem im Hintergrund: Die Kosten sind für das kleine Laboe zu hoch. Bau und Betrieb will die Gemeinde nicht alleine stemmen, das soll ein Zweckverband übernehmen. Seit mehr als fünf Jahren wird darüber bereits diskutiert.

Wer schwimmt und wer zahlt?

Außer Laboe sollen sich mindestens die größeren Umlandgemeinden Heikendorf, Schönkirchen und Schönberg beteiligen. Laboe würde einen größeren Teil übernehmen als die anderen, hätte dafür aber das Schwimmbad vor Ort, so die Absprache zwischen den Bürgermeistern.

Wenn er schon zahlen solle, sagt nun etwa Schönbergs Bürgermeister Peter Kokocinski (SPD), müsse die Anreise unproblematisch möglich sein. An dem alten Standort an der Promenade gibt es ihm zu wenige Parkplätze. Das sei seinen Bürgern nicht zumutbar. In der Touristensaison stößt der Ort auch so schon an seine Kapazitätsgrenze.

Kokocinski ist darum für einen Neubau am Ortseingang. Betrieb und Risiko eines Spaßbads sollte außerdem nicht der Steuerzahler tragen, sondern privatwirtschaftliche Unternehmen. Auf größeren Luxus würde er lieber verzichten: „Zum Schwimmenlernen braucht es keinen Blick aufs Wasser. Auch keine Sauna, fünf Rutschen und Liegen unter Palmen“, sagt er.

Die Initiative „Pro Schwimmhalle Laboe“ hat eine andere Idee: Sie wirbt für die Sanierung des schon bestehenden, 53 Jahre alten Gebäudes. Dafür hat sie an diesem Samstag die Presse eingeladen. An der Promenade riecht es nach Glühwein und verbranntem Holz: Manche wärmen sich in einer mobilen Sauna auf. Vor Ort sind auch die Parteien Volt, FDP und – als einzige der anwesenden in der Gemeindevertretung – die Grünen.

Auf Flyern und Bannern zeigt „Pro Schwimmhalle Laboe“ Ideen für den Nachfolgebau: begrünte Dachterrasse und im Untergeschoss ein Saunabereich, bodentiefe Fenster dazwischen – alles umrahmt von einem sandgrauen, kastigen Betonbau. Der Kern des Gebäudes sei noch gut, das bestätige auch ein Gutachter, sagt Manfred Krutzinna – Vorstand der Initiative.

Die Standortfrage emotionalisiert, spaltet und zieht sich schon über Jahre. Leidtragend ist nicht nur der Tourismus, sondern die gesamte Region. Kai-Uwe Dörr etwa ist Vorsitzender des Vereins TV Laboe und will junge Menschen an den Sport bringen. In der Schwimmsparte sei das wegen der Schließung nicht mehr möglich. „Wir müssen in den umliegenden Bädern um jede Bahn kämpfen.“

Wichtig auch für Ret­tungs­schwim­me­r:in­nen

Die Sparte sei von 300 auf 108 Mitglieder geschrumpft. Außerdem müsse der Verein das Reha-Angebot komplett ausfallen lassen. 70 Reha-Sportler seien es bis zur Schließung des Hallenbads gewesen. Auch Rettungsschwimmer hatten bis zur Schließung im Schwimmbad trainiert. Laboe benötigt sie in der Hochsaison am Strand.

Die Kritiker des alten Standorts sind CDU, SPD und Laboer Wählergemeinschaft (LWG). Die Parteien in Laboes Gemeindevertretung kritisieren ihren parteilosen Bürgermeister Heiko Voß. Der hatte ein Touristenbad am alten Standort vor, sich inhaltlich also der Schimmhallen-Initiative angenähert.

Mit seinem Vorschlag wolle er Schwung in den Gründungsprozess des Zweckverbands bringen, sagt er der taz. SPD und LWG sprechen sich für den Standort am Ortseingang aus. Sie verweisen auf weitere Gutachten. Die CDU Laboe hat unsere Anfrage nicht beantwortet.

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Dieser Artikel stammt aus dem stadtland-Teil der taz am Wochenende, der maßgeblich von den Lokalredaktionen der taz in Berlin, Hamburg und Bremen verantwortet wird.

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